Insektenparadies statt englischer Rasen

In Trabelsdorf wird Naturschutz großgeschrieben

Lothar Winker schraubt die Nisthilfe an die Pfosten.

© Elke Zeitler

Mit der Dorferneuerung ist der Schlosspark Trabelsdorf wieder auf seine historische Größe aus dem 19. Jahrhundert gewachsen. Alte Karten dienten als Vorbild für die neuen Wege. Auch die gepflanzten Bäume und Sträucher orientieren sich an der ursprünglichen Anlage von 1846.
Die Flächen sind heute als Natura 2000-Gebiet geschützt und teilweise als Biotop kartiert. Ein Landschaftspark mit englischem Rasen konnte hier folglich nicht entstehen. Stattdessen darf die artenreiche Blühwiese bis weit in den Sommer stehen bleiben, was vielen Insekten Lebens- und Nahrungsraum bietet.
Passend dazu erweiterte die Gemeinde den vorhandenen Naturlehrpfad mit neuen Inhalten. Hier findet auch seit Anfang Juli eine Wildbienennisthilfe ihren Platz.

Engagement auf kommunaler Ebene wichtig
Dank gebührt den beiden Gemeindevertretern Michael Bergrab und Norbert Reichl für die gute Zusammenarbeit. Mit sichtlich Spaß an der Sache montierten die Männer die Tafel an den bereits vorbereiteten Pfosten. Auch Lothar Winker, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken ließ es sich nicht nehmen, selbst mit anzupacken.

Insektennisthilfe aus der Region
Bei der Herstellung der insgesamt 60 Nisthilfe galt es besonders auf Regionalität zu achten. Das notwendige Holz ging durch viele Hände bis es zur fertigen Nisthilfe wurde.
So stammt z. B. das Eschenholz aus einem Wald bei Scheßlitz und wurde im Sägewerk Fürst in Azendorf zurechtgeschnitten. Mitarbeiter der Sozialeinrichtung Joseph Werkstätten in Lichtenfels bohrten die Nistlöcher in die Holzblöcke und verliehen ihnen den letzten Schliff.

Und wo ist das Bienenvolk?
Im Gegensatz zur bekannten Honigbiene zählen 95 % der etwa 30.000 Wildbienenarten zu den solitär lebenden Bienen – den Einsiedlerbienen. Diese schlüpfen im Frühjahr und haben nur wenige Wochen Lebenszeit in der sie für Nachwuchs sorgen müssen. Dreiviertel aller Wildbienenarten nisten im Boden. Nur ein Viertel der Arten nistet in Hohlräumen, wie in unserer Insektennisthilfe.
Trotzdem ist es für Bildungszwecke die beste Möglichkeit, Wildbienen bei ihren Nistaktivitäten zu beobachten. In Kombination mit dem bereits vorhandenen Bienenschaukasten, im alten Teil des Schlossparkes, können in Trabelsdorf die Unterschiede zur Honigbiene live erkundet werden. Die Station rundet das ökologische Informationssystem des Schlossparks gelungen ab.

Inspiration für die Bürger
Der Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins und zweiter Bürgermeister von Lisberg, Norbert Reichl, erklärte: „Ich sehe unseren Schlosspark auch als Inspirationsquelle, um das Thema Naturschutz in die Fläche zu bringen. Insekten sind Schlüsselfiguren im Ökosystem“. Er lud alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich im neuen Schlosspark zu erholen und Ideen für die eigene Gartengestaltung mit nach Haus zu nehmen.

19.07.2021

Regierungsbezirk: Oberfranken