Der alte Holzofen in der Küche macht schön warm an einem trüben Novembertag. Vielleicht ist es das Gefühl von Wärme an diesem Ort, warum in Frickenhausen vieles anders läuft als in anderen Dörfern. Warum „der Platz da oben“, den die Frickenhausener gemeinsam aus einer Wiese gestaltet haben, ein Projekt ist, von dem der Bürgermeister sagt, dass dort die Dorfgemeinschaft zusammengewachsen sei. „Wenn Menschen Gemeinschaft erleben, macht sie das eben glücklich und dann wird ein Projekt zu ihrem Projekt“, sagt Christof Wegner. Wenn er darüber ins Erzählen kommt, geht es schnell in die Tiefe. Mitten hinein in die Fragen, was eine Dorfgemeinschaft ausmacht. Was Menschen brauchen, um sich an einem Ort wohlzufühlen. Was die Natur alles lehrt. Und dass alles mit allem zusammenhängt. Doch der Reihe nach:
Erst mal fragen
Als Christof Wegner die alte Hofstelle vor vielen Jahren in Frickenhausen entdeckt hat, hat er sie nicht einfach so gekauft. Zuerst ist er zu allen Nachbarn gegangen und hat gefragt, ob das für sie in Ordnung sei, wenn er, der Zugezogene, damit anfangen würde, Haus und Hof wieder zum Leben zu erwecken. Bei allen Nachbarn ist er in der Küche gesessen, und für das Dorf sollte es sich als Glücksfall erweisen, dass niemand Einwände hatte. Der Gärtnermeister mit einem eigenen Garten- und Landschaftsbaubetrieb wollte nämlich nicht nur dort wohnen, sondern auch Teil einer Gemeinschaft sein. Sich in die Küchen der Nachbarn zu setzen war deshalb schon mal ein guter Anfang.
„Die Fantasie dicht an der Natur mit einem Schuss Gestaltung“, das ist sein Prinzip.
Nun ist es so, dass Christof Wegner voller Gedanken und guter Idee steckt. Er hat es geschafft, dass die Frickenhausener „den Platz oben“ gemeinsam gebaut haben. Mit Materialien, die vor Ort und aus der Umgebung kamen, haben sie ein Gelände am Ortsrand modelliert, bepflanzt und gestaltet und mit einer Bedeutung für alle Generationen im Dorf versehen. Entstanden ist ein Spielplatz, Familienbäume, Zonen zum Chillen und ein megacooler Sitzplatz, von dem aus sie die Abendsonne genießen und ins Reden kommen. Christof ist zwar der Macher, derjenige der vorangeht, aber ihm ist es wichtig, Dinge in Gang setzen, den Anstoß zum gemeinschaftlichen Weiterdenken zu geben. Schnell sind sie dann bei den großen Themen, Baukultur, Kolonialisierung, Ernährung, was sich so ergibt, wenn Gedanken fliegen dürfen und jede Meinung gleichviel zählt.
Die Geschichte der Menschen kennen
Genau diese Gespräche und Diskussionen will er anregen. Deshalb gibt es in seinem Haus alle paar Monate Gesprächskreise. Zwischen fünf und dreißig Leuten aus dem Dorf kommen dazu in den ehemaligen Stall, der wie eine schöne alte Wirtsstube aussieht, viele Tische, gemütlich, ohne Schnickschnack und auch hier brennt ein Feuer im Ofen. Wenn sie dann über Themen sprechen, welchen Ursprung zum Beispiel die „Rechtler“ im Wald haben, was die Bodendenkmäler von der Geschichte des Dorfes erzählen oder wenn sie eine „Weltreise im Dorf“ machen, dann brennt das Feuer der Gemeinschaft. Dann entstehen Ideen, was noch so alles möglich wäre in Frickenhausen. Und weil Christof Wegner nicht nur die Geschichte des Dorfes so genau kennt, sondern sich genauso für die Geschichten der Menschen interessiert, die zu ihm kommen, schafft er es, sie dafür zu begeistern, dem Dorf etwas zu geben. „Es geht immer ums Geben und Nehmen, das ist das Prinzip der Natur“, das ist seine Überzeugung.
„Wir reden über Natur und Gärten und dabei reden wir über uns selbst“
So kommt es, dass die Menschen im Dorf bereit sind, stundenlang zu graben, zu pflanzen, Steine zu schleppen und Erde zu bewegen. Dass sie sich mit ihm aufmachen auf Rundgänge durch das Dorf, und schauen, was es dort für Schätze gibt. Christof Wegner hat einen guten Blick für Landschaften, er sieht das, was darin verborgen liegt. Und macht es in der Geschichte und in den Geschichten, an die sich plötzlich wieder einige im Dorf erinnern, sichtbar und als Wert begreifbar. Das führt dann dazu, dass sich die Leute im Dorf für das Thema Artenvielfalt und Natur öffnen. Sich in ihren Gärten und auf den öffentlichen Flächen für naturnahe Gestaltungen begeistern. Über Bau- und Wohnformen mehr Gedanken machen. Sich das Ortsbild insgesamt lebendiger und kreativer entwickelt. Und dass der Zusammenhalt im Dorf gewachsen ist. Mittlerweile fragen Bürgermeister aus anderen Orten bei Christof Wegner an, ob er all das nicht auch auf ihre Gemeinden übertragen könne.
Die Natur ins Dorf zurückholen
Kann er. Im Nachbarort Egg begegnen wir Hans, der gerade einen Spaziergang zur großen Eiche gemacht hat. „Dass diese Eiche etwas ganz Besonderes ist, darauf hat uns Christof erst gebracht“, erzählt er. Die Eiche steht jetzt ein bisschen freier und sichtbarer am Wegrand, unter ihren mächtigen Ästen steht eine Bank, von der aus der Blick in die Berge schweifen kann. Dass man in Egg seitdem gerne hierherkommt und die besondere Stimmung, die von diesem alten Baum ausgeht, genießt, ist Christof Wegners untrüglichem Blick für die Formensprache der Natur zu verdanken. Und seiner Gabe, die Menschen zu sensibilisieren und für eine Sache zu begeistern. Vielleicht ist es einfach sein Verständnis davon, wie Menschen zusammenleben sollten. Aber wahrscheinlich ist es auch seine bedingungslose Wertschätzung, die er jedem und jeder entgegenbringt. Er will den Leuten nichts vorschreiben, sondern vielmehr ihr Wissen, das sie in sich tragen, zum Wert für die Gemeinschaft machen. Und das führt dann eben dazu, dass sich ein Dorf seiner Schätze besinnt, und gemeinsam anpackt, die Zukunft so zu gestalten, dass alle gut dort leben können. Das ist ein Feuer, das nicht so schnell ausgeht.
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Kontakt:
Christof Wegner
Bergstraße 19
Frickenhausen
87761 Lauben
Tel. 08336/9380
Mail: naturgestaltung-wegner@t-online.de
Christof Wegner
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