Wiesenlabkraut kann unglaublich charmant sein. Kornblumen sowieso, Margeriten machen fröhlich und seidiger Mohn ist für viele der Inbegriff von Sommerglück. Dass auch vermeintlich unscheinbare Feld- und Wiesenblumen viel mehr Beachtung finden, das wollen Rosa Kugler und Naturfloristin Regina Kaufmann mit ihrem Floristikkurs zum Mitmachen fördern. Deshalb haben sie auf den Bio-Bauernhof von Franz und Magret Binsteiner nach Unterreit und in die Felder und Wiesen der Umgebung eingeladen. „Landschaftswahrnehmung auf eine andere Art“, das war das Ziel, des Kurses. „Wir möchten über die Ästhetik einen anderen Zugang zur heimatlichen Landschaft anbieten“, sagt Rosa Kugler. Den Blick öffnen für das, was die meisten Menschen zwar in der Vorstellung mit heimatlicher Feld- und Wiesenflur verbinden, was aber vor der eigenen Haustüre als gar nicht so wertvoll gilt. Werbung machen für die Wildpflanzen, die immer weniger werden. Und vor allen Dingen immer weniger vielfältig. Oder maximal unter der Kategorie „Unkraut“ und damit unter „entbehrlich“ wahrgenommen werden.
Unkraut oder Schmuckstück
Das Wiesenlabkraut ist ein ganz gutes Beispiel dafür. Wenn unter den Händen von Naturfloristin Regina Kaufmann daraus ein zauberhaft duftiger Kranz entsteht, dann wird aus dem unscheinbaren Wildkraut, dem die Kursteilnehmerinnen bislang keine große Beachtung geschenkt haben, ein designmagazinwürdiges Werkstück. Den Wert der Pflanzen über die Schönheit zu erkennen, das ist die Idee hinter dem Kurs. Und deshalb gab es an diesem Tag nicht nur Kreatives, sondern ganz nebenbei und durch die Blume vermittelt ganz viele Informationen: Die Binsteiners haben über die ökologischen Kreisläufe ihrer biologischen Landwirtschaft berichtet und Rosa Kugler hat den Teilnehmerinnen die Bedeutung der Ackerwildkräuter für die Kulturpflanzen ans Herz gelegt. Doch nicht nur das.
Beglückende Erfahrung
Unter der Anleitung der beiden Kursleiterinnen sind die zwölf Frauen dann durch die Landschaft gestreift, haben das sommerliche Farbenspiel und das Sirren, Brummen und Flirren genossen. Haben gelernt, welche Pflanzen wo wachsen und ihre Wuchs- und Gestaltungsform zu erkennen. Haben erfahren, dass Blütenvielfalt nicht nur schön, sondern überlebenswichtig für Insekten ist. Und haben voller Achtung und Respekt für jede einzelne Blüte nur so viel Pflanzenmaterial gesammelt, wie es verträglich für die Natur ist. Aus den wilden, schönen Fundstücken haben sie dann unter der erfahrenen und charmanten Anleitung von Regina Kaufmann Sträuße und Kränze gezaubert. Mit großem Erfolg und als beglückende Erfahrung. Obendrauf gab es aus dem unerschöpflichen Ideenreichtum der Naturfloristin noch einige Gestaltungsimpulse mit Gräsern und Blüten.
Den Blick geschärft
„Ich werde ab jetzt draußen genauer schauen, auf viele Pflanzen bin ich jetzt erst aufmerksam geworden“, meinte eine der Bäuerinnen, die am Kurs teilgenommen hatte. Das war genau das, was Rosa Kugler erreichen wollte. Über die Kreisbäuerin und den Bauernverband hat sie den Kurs zunächst an Landwirtinnen adressiert. Doch nicht nur die kamen, die Nachfrage war so groß, dass längst nicht alle Interessierten teilnehmen konnten. Ein zweites Kursangebot für den Herbst ist deshalb in Planung. „Blumen haben eine magische Anziehungskraft“, sagt Rosa Kugler. Ihr ist es wichtig, dass dieser Kurs kein „Dekokurs“ ist. Deshalb hat sie am Ende gefragt, was der Tag in den Teilnehmerinnen ausgelöst hat. „Beglückende Erfahrungen, anders auf die Wildblumen achten, Gedanken angestoßen“, das waren die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen. Über einen ästhetisch-künstlerischen Weg den Blick für die Bedeutung der heimischen Wildflora zu öffnen, das könnte ein Erfolgsrezept sein.
Kontakt:
Rosa Kugler
Ökomodellregion Mühldorfer Land
Tel.: 08081-9379 51
Email: rosa.kugler@tagwerk.net
Web: www.oekomodellregionen.bayern/muehldorfer-land-ehem.-isental
Der Kurs fand im Rahmen des Land.belebt-Projektes statt.
Durch die Blume gesagt
Mit einem Naturfloristikkurs den Blick auf die heimische Flora lenken
Datum
2. Juli 2021
Regierungsbezirk
Oberbayern