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Natur vor der Tür

Erlebnisspielplatz und Dorfbach in Eglfing

Zwei Holzstämme halten das Schild des Natur-Erlebnis-Spielplatzes Eglfing und markieren so den Eingang.
Der Eingang des Natur-Erlebnis-Spielplatzes Eglfing.
© S. Schulz/ALE Oberbayern
Kinderträume werden wahr – der Natur-Erlebnis-Spielplatz
Der größte Wunsch der Eglfinger Kinder war ein eigener Natur-Erlebnis-Spielplatz. Dazu wurde ein offenes Ohr der Gemeindeverwaltung Eglfing, Platz, ein innovativer Grünplaner, engagierte Dorfbewohnerinnen und -bewohner und viel Kreativität benötigt. Der damalige Bürgermeister Klemens Holzmann und die Gemeinde Eglfing standen voll hinter den Kindern und unterstützten die Idee, indem die Gemeinde dafür eine etwa 3800 m2 große Wiese am Rande des Neubaugebietes Moosbrunnen zur Verfügung stellte. Der entsprechende Arbeitskreis besichtigte im Vorfeld inspirierende Beispiel-Spielplätze. Der frühere Erste Bürgermeister Holzmann erzählt: „Alle waren Feuer und Flamme, fühlten sich im Entstehungsprozess mitgenommen und waren hochmotiviert, bei dem Projekt selbst mitzugestalten. Für alle Beteiligten war es das erste Vorhaben dieser Art.“ Altbürgermeister Holzmann freut sich noch immer über die Akzeptanz der Eglfinger. Selbst nach seiner Amtszeit erreichen ihn Rückfragen zu den damaligen Bauarbeiten.

Vom Wunsch zur Realität
In einem Workshop nach dem „Dillinger Modell" mit dem Naturgartenplaner Dr. Reinhard Witt erträumten sich die Kinder eine Fantasie-Landschaft, in der alle ihre Ideen Platz finden. Dr. Witt, der selbst gerne seit Kindertagen entdeckt und das Entdeckte an andere weitergibt, vermittelte den Kindern auf Augenhöhe die Faszination an Natur und Gestaltung. So bastelten sie aus Naturmaterialien wie z.B. Steine, Stöckchen und Blätter wunderschöne Spielplatzmodelle, die Dr. Witt dann ins Große übersetzte.

Dillinger Modell
Das Vorgehen wurde an der bayerischen Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen entwickelt, um zukünftige Natur-Erlebnis-Räume gemeinsam mit Kindern zu gestalten. Folgende Themenblöcke werden dabei von den Kindern in selbstgestaltete und aus Naturmaterialien gebastelte Modelle umgesetzt: Spiel und Bewegung, Naturerlebnis und Artenschutz, Ruhe und Kommunikation, Kunst und Kreativität. Diese vier Bereiche mit ihren Strukturen werden im zukünftigen Spielplatz angelegt. Um sich hier auszudrücken, bedarf es keiner Worte – ein großer Vorteil des Modells und ideal für Kinder.

Ein ganzes Dorf hilft mit
Die Eglfinger Bürgerinnen und Bürger setzten den Plan ehrenamtlich mithilfe lokaler Firmen und Teilnehmern von Kunstworkshops und vielen Spenden um. Dabei plante der örtliche Restaurator Christian Mack die Mosaikarbeiten an Fisch, Schlange und Schnecke auf dem Spielplatz. Die genaue Betonmenge, die zukünftige Tragfähigkeit der Skulptur und die benötigte Anzahl der Mosaiksteine mussten von ihm exakt berechnet werden. Im nächsten Schritt wurde die Figur aus einem Stahlgerüst und Beton modelliert, ein Zementputz als Feinmodellierung aufgetragen und das gewünschte Muster aufgezeichnet. Mit viel Geduld wurden dann die Mosaiksteinchen Stück für Stück mit Fliesenkleber befestigt. Zum Schluss wurde das Mosaik verfugt und geschliffen. „Es war ein tolles Eltern-Kind-Projekt“, erinnert sich Mack, „Alle waren sehr engagiert und motiviert.“

Grün soll es werden
Auf dem gesamten Gelände wurde Kies und etwas Kompost ausgebracht, um optimale Wuchsbedingungen für die Ansaat von wunderschönen, heimischen Wildblumen zu schaffen. Zusätzlich wurden einheimischen Gehölze und Wildstauden aus biologischem Anbau gepflanzt. Ein ausgeklügeltes Be- und Entwässerungssystem reguliert die Bodenfeuchtigkeit und speist die Wasserspielflächen. Neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstanden, die wiederum passende Bewohner anlockten – ideal für kleine Natur-Entdecker. So hat sich der Natur-Erlebnis-Spielplatz Moosbrunnen seit seiner Einweihung 2005 zu einer Erholungsoase inmitten der hektischen Welt etabliert.

Wasserprobleme
Der Bereich zwischen Ober- und Untereglfing stand regelmäßig bei Starkregen unter Wasser. Zog sich das Wasser dann wieder zurück, blieben nasse Wiesen zurück. Altbürgermeister Holzmann erinnert sich an seine Kindheit: „Als Kinder sind wir auf diesen Flächen mit Booten herumgepaddelt.“ Ein begradigter Verlauf des Hungerbaches mit einem geringen Querschnitt und wenig Retentionsfläche (Überflutungsfläche) konnte nur wenig zusätzliches Wasser bei starkem Regen aufnehmen.

Wieder natürlich – die Renaturierung des Hungerbaches und des Dorfweihers
Entsprechend war es ein Ziel der Dorferneuerung in Eglfing, zukünftig Überschwemmungen und Hochwasser zu vermeiden. Auf insgesamt 840 Metern Länge wurde der Hungerbach mithilfe von Grundtausch verbreitert und mit vielen Mäandern künstlich verlängert. Der Dorfweiher wurde vom Schlamm befreit und um das Dreifache vergrößert. Damit wurde die Wasseraufnahme bei starken Regenfällen immens erhöht. Mit der Pflanzung einheimischer Gehölze und Pflanzen entlang des Gewässers wurden neue Lebensräume für Amphibien, Libellen und Schmetterlinge etc. geschaffen, die bei einem Spaziergang auf dem angrenzenden Pfad bestaunt werden können.
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