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Auf gute Nachbarschaft

Hortus natura in Kempten

Zwei Akteure beim Bau eines Hohlweges
Ein Hohlweg wird in die Landschaft eingepasst
© Martina Härtl-Hiller
Auf gute Nachbarschaft, das ist im Hortus natura im schwäbischen Kempten keine Floskel über den Gartenzaun hinweg. Vielmehr ist dieser Gedanke die Grundlage dafür, wie Flora, Fauna und alle, die in und mit diesem Garten arbeiten, miteinander in Beziehung stehen. „Hier schaffen Menschen einen arten- und strukturreichen Naturgarten, an dem viel stattfindet, was weit darüber hinaus geht“, sagt Christof Wegner, einer der Projektverantwortlichen. Er legt den 8.000 m2 großen Garten im Kemptner Stadtteil Sankt Mang sei 2021 zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern an, und dabei entstehen laufend neue Ideen. „Wir lassen aus dem Chaos Struktur entstehen, die die Menschen anspricht“, so beschreibt er den spannenden Prozess. Und dabei entstehen ganz neue Beziehungen und Sichtweisen.

Ein Plan ist nicht alles
An diesem Prozess beteiligen sich die Menschen aus der Umgebung mit enormem ehrenamtlichen Engagement. Natürlich gibt es einen Plan, den Christof Wegner zusammen mit der Landschaftsarchitektin Petra Walser ausgearbeitet hat. Aber im Hortus natura arbeiten sie nicht nur nach Plan, sondern in erster Linie nach dem Prinzip Natur. Und dieser Blick auf die Natur ist es, mit denen plötzlich andere Sichtweisen auf das Leben entstehen, das hat Christof Wegner schon bei vielen Projekten erlebt. „Probleme lösen wir mit dem, was wir vor Ort haben“, erzählt er. So war es auch mit den Bodenbedingungen, die sie im Garten haben. Lehmige Aushuberde, alles andere als ideal, um Obstbäume hinein zu pflanzen. Da muss man sich auch einfach mal vom Plan verabschieden. Deshalb haben sie aus dem Material eine Erdmodellierung gemacht, die das Oberflächenwasser ableitet, und kleine Hügel geformt, die wie Vulkankegel aussehen. Dort hinein werden sie im Frühjahr 2022 die Apfel- und Zwetschgenbäume in passendes Substrat pflanzen. „Ein Experiment“, sagt Christof Wegner, und er sieht darin noch ganz andere Auswirkungen.

Probleme mit dem lösen, was vor Ort ist
Er ist überzeugt davon, dass bei den Beteiligten diese Art der Problemlösung dazu führt, anders mit Schwierigkeiten umzugehen. „Wir möchten mit der Natur einen anderen Blick auf die Welt vermitteln“, darum geht es ihm und den anderen Projektverantwortlichen. Und in den vielen Gesprächen mit den aktiven Hortus-Gärtnerinnen und -Gärtnern bestätigt sich, dass genau das passiert. Voneinander lernen ist schließlich auch eines der Ziele, die sich das Projekt gesteckt hat. Ein öffentlicher Begegnungsraum soll der Garten sein, ein Ort, an dem man gute Nachbarschaft lebt, an dem Wissen und Informationen ausgetauscht werden. Nicht zuletzt finden viele, die dabei sind, große Erfüllung darin, in Gemeinschaft etwas Handfestes für den Klima- und Artenschutz tun zu können.

Ein Garten für alle
Das ehrenamtliche Team, zu dem sich ganz unterschiedliche Menschen zusammengefunden haben, kümmert sich um die Pflege des Gartens. Auch zwei Kinder sind als Junior-Ranger dabei: Vincent und Lara vertreten die Interessen der jungen Generation im Projekt. Es gibt Mitmach-Gartentage, bei denen jede und jeder das einbringt, was eben möglich ist. Das kann ganz handfest sein, das kann organisatorisches Geschick sein, oder kann auch darin liegen, das Miteinander und eine gute Gartennachbarschaft zu fördern. Bei den Mitmachtagen sind die Organisatorinnen und Organisatoren des Projekts vor Ort und stehen mit Rat und Fachwissen zur Seite. Für 2022 ist geplant, eine Benjeshecke anzulegen, eine Vogelschutzhecke zu pflanzen, Weidentipis, eine Trockensteinmauer und neue Wege zu bauen. Auf der eigenen Website unter www.hortus-natura.de gibt es einen Gartenkalender mit den Terminen für diese Aktionen. Auch ist dort der Garten und seine Gestaltungsidee beschrieben, und es gibt eine Übersicht über die Projektbeteiligten.

Die Kunst des guten Miteinanders, sie ist die Grundlage dafür, dass sich Pflanzen nebeneinander gut entwickeln, zur Blüte kommen und ihre größtmögliche ökologische Wirkung entfalten können. Im Kemptener Hortus natura überträgt sich diese Kunst auf diejenigen, die mit ganzem Herzen dabei sind. So kann gute Nachbarschaft weite Kreise ziehen.


Information zum Projekt:
Der Hortus natura ist ein ökosoziales Bügerprojekt der Stadt Kempten (Allgäu) und entsteht in Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzmanagement der Stadt. Dafür stellt die Stadt im Ortsteil Sankt Mang eine Fläche von 8.000 m2 zur Verfügung. Material, Pflanzen und fachliche Begleitung werden aus öffentlichen Fördermitteln und Geldspenden finanziert.
Projektinitiatorin und verantwortlich für die Umsetzung ist Manuela Härtl-Hiller
(Kontakt: info@hortus-natura.de)
Alle Informationen rund um den Garten: www.hortus-natura.de

Weitere Informationen auch über:
Christof Wegner
Mail: naturgestaltung-wegner@t-online.de
Portrait über den Landbeleber Christof Wegner

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Text: Bärbel Faschingbauer
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