Vom Traum zur Realität
Damit ist die Vision der Winklers für ihren Hof vollkommen klar. Konkrete Pläne für Pflanzungen von Streuobstbäumen und Hecken wurden geschmiedet und dabei möglichst alte und regionale Sorten ausgewählt. Claudia Winkler schätzt genau das am Landleben auf dem eigenen Hof ganz besonders: „Die Gestaltungsmöglichkeiten und die schöne Natur sind für uns ein großer Pluspunkt im Vergleich zum früheren Leben in der Stadt.“
Learning by doing
Schnittkurse für Obstgehölze, Bücher und das sofortige Anwenden der neu gewonnenen Kenntnisse verhalfen zu einem tiefen Einstieg in die Garten- und Obstbaumpflege. Das sieht man rund ums Haus an vielen Stellen. Kleine Hingucker sind überall zu finden. Bereits vorhandene Strukturen wie Ranken oder kleine Abhänge werden aufgegriffen und mit neu gepflanzten Wildhecken betont, so dass ein harmonisches Ganzes entsteht. Eine junge Eiche auf der zukünftigen Pferdeweide hat unendlich Raum, um zu einem stattlichen, schattenspendenden Baum zu wachsen.
Schattenseiten
Wie überall gibt es auch bei den Winklers einen Wermutstropfen im Paradies. Der Hof liegt an einem steilen Hang. Bei starkem Regen schoss bisher das Wasser die Auffahrt hinab bis auf die Straße. Hinter dem Haus hatte sich außerdem bereits eine kleine Rinne gebildet, die zwar die Gebäude verschonte, sich jedoch dann in einem schmalen und entsprechend kräftigen Rinnsal in die angrenzende Wiese entleerte. Starke Bodenerosion war die Folge. Die Erde wurde zum Teil bis auf die Straße geschwemmt und sorgte dort für schmierige Abschnitte. Eine dauerhafte Lösung musste her.
Landschaft lesen
Der Begriff „Landschaftsrelief“ beschreibt die Oberfläche einer Gegend, also zum Beispiel die Hügel, Wellen, Rinnen und Vertiefungen, die aufgrund von lokalen, geologischen Vorkommnissen entstanden sind. Schaut man sich das Relief auf den entsprechenden Karten an, kann man gut voraussagen, wo viel Wasser abfließen wird und es in der Folge zu Problemen kommen kann. Die Reliefkarte wird außerdem in Planungen genutzt, in der die Landschaft leicht verändert, also modelliert wird, um Probleme abzuwenden.
Erdmulden als Lösung
Im Fall der Hoflage am Steilhang hatte sich tatsächlich das Regenwasser schon die sinnvollsten Abflusswege gesucht. Es floss nur zu steil und entsprechend zu schnell auf kleinem Raum ab. Damit entwickelte das Wasser eine sehr große Kraft. Claudia und Martin Winkler entschlossen sich daher, breitere und schräg zu Hangneigung liegende Erdmulden auszuheben Sie bepflanzten die Ränder der Mulde mit Wildsträuchern, um sie so vor dem Wegschwemmen zu schützen. Die entstehende Hecke bietet Vögeln, Insekten und Kleinsäugern Schutz und Unterschlupf.
Rückhaltebecken im Miniaturformat
Oberhalb der Hofstelle wurde in Verlängerung der verbreiterten Rinne ein Mini-Rückhaltebecken geschaffen. Am Rand des Beckens zur Hangkante hin befindet sich eine kleine Anhäufung, um das Becken zu stabilisieren. Dort wurden ebenfalls Sträucher und ein kleiner Baum gepflanzt. Das Wasser fließt zukünftig deutlich langsamer und in einem breiteren Strahl ab. Große Steine am Ausfluss des Beckens stören zusätzlich beim Abfließen des Wassers. So kann die Wasserkraft vermindert und die Erosion verhindert werden. Auf dem Titelbild sieht man, wie harmonisch sich das Ganze in die Landschaft einfügt, ganz so wie es sich die Familie Winkler vorgestellt hat.
Die Maßnahmen wurden über das Programm FlurNatur durch das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern gefördert.
Wenn Landschaftsstrukturen mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen
Hecken und Erdmulden in Pleiskirchen im Landkreis Altötting
Datum
17. Januar 2023
Regierungsbezirk
Oberbayern