Eine leichte Brise weht im warmen Licht der Morgensonne über das weitläufige Gemüsebeet im Isartal. Fleißige Hände ernten mit geübtem Griff Blattsalate und Gemüse, das sorgfältig in Kisten verpackt bald die kurze Reise zu den Kundinnen und Kunden antreten werden. Dort, an der Straße von Münsing nach Degerndorf im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, liegt die Gärtnerei Solawi Isartal. Der Name ist zugleich Programm: „Solawi“ steht für Solidarische Landwirtschaft. Seit 2022 betreiben die Mitglieder des genossenschaftlich organisierten Betriebs auf 2,8 Hektar Freiland-Gemüseanbau mit rund 30 verschiedenen Gemüsekulturen. Zudem ist der Anbau seit diesem Jahr biozertifiziert.
Das Konzept des Betriebes geht über den einfachen Anbau von Gemüse hinaus. „Die Genossenschaft setzt auf regenerative Landwirtschaft, ein Ansatz, der u.a. auf den Erhalt und die Verbesserung der Bodenqualität abzielt“, sagt Ella von der Haide, Gründungsmitglied des Betriebs. Mindestens 30 Prozent der Fläche seien immer mit Gründüngung bedeckt. Diese Maßnahmen fördern das mikrobielle Bodenlebe und tragen zu mehr Artenvielfalt bei. Darüber hinaus werden Untersaaten und Mulch verwendet, um den Boden zu schützen und zu nähren. Insektenfreundliche Blühmischungen und Wildblumenwiesen ergänzen das ökologische Konzept und bieten einen wichtigen Lebensraum für Bestäuber und andere Nützlinge.
Biowertigkeit der Anbaufläche
Um die Anbaufläche ökologisch aufzuwerten, hat sich der Vorstand der Solawi Isartal für verschiedene Struktur- und Landschaftselemente entschieden, erklärt Ella von der Haide. Im vergangenen Jahr wurde deshalb eine Hecke mit heimischen Beeren sowie 30 Apfelbäume alter Sorten als Fries um den Gemüseacker gepflanzt. Lesesteinhaufen als Rückzugsort für Amphibien und Ansitzstangen für Raubvögel runden das Bild einer ökologisch wertvollen und nachhaltig bewirtschafteten Fläche ab. Diese Maßnahmen wurden vom ALE Oberbayern über das Programm „FlurNatur“ gefördert.
„Solche Maßnahmen sind wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt, besonders auch alter Obstsorten“, erklärt Dominik Fürmann vom ALE. Grundsätzlich bieten viele verschiedene Struktur- und Landschaftselemente, wie z.B. Hecken, Streuobstwiesen, Trocken- und Feuchtbiotope oder Feldgehölze zahlreichen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum. Zudem tragen sie wesentlich dazu bei, die Landschaft widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu machen. Besonders in Zeiten extremer Witterungsereignisse, wie Starkregen oder langanhaltender Trockenheit, erweisen sich solche naturnahen Strukturen als überaus wertvoll. So halten sie etwa das Wasser bei Starkregenfällen in der Fläche zurück. Umso wichtiger ist es, dass möglichst viele solcher Struktur- und Landschaftselemente in der Fläche zum Einsatz kommen.
Neben diesen funktionalen und ökologischen Funktionen tragen die Struktur- und Landschaftselemente aber auch zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. So befinde sich der Gemüseacker der Solawi Isartal auf einer geschichtsträchtigen Fläche, weiß Ella von der Haide. Das sogenannte „Reichental“ sei nicht nur fruchtbar, sondern auch reich an Geschichte. In der südwestlichen Ecke des Grundstücks befindet sich ein Hügelgrab, möglicherweise keltischen Ursprungs. Auch ein Brandopferplatz aus der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit sowie der römischen Kaiserzeit liege in der Nähe des Ackers.
Kernaufgabe der Ländlichen Entwicklung
Die Bewahrung und Wiederherstellung von Landschaftselementen, wie im Isartal, gehört zu den Kernaufgaben der Ländlichen Entwicklung. So stellt das ALE im Zuge von Flurneuordnungen die dafür notwendigen Flächen bereit und sorgt für die Finanzierung. „Dies geschieht allerdings nicht nur im Rahmen von Flurneuordnungen“, so Dominik Fürmann. „Die Planung und Errichtung von Struktur- und Landschaftselementen, wie z. B. Hecken, Feldgehölzen oder Geländestrukturen für den dezentralen Wasserrückhalt wird unter bestimmten Voraussetzungen durch das Programm ‚Flur Natur‘ auch außerhalb von Flurneuordnungsverfahren gefördert.“
Die Ländliche Entwicklung unterstützt damit Kommunen und engagierte Menschen bei der Planung und Umsetzung entsprechender Projekte. Dies erleichtert nicht nur die Umsetzung von landschaftsgestaltenden Initiativen, sondern stellt auch sicher, dass die Maßnahmen langfristig erfolgreich sind. Das Beispiel der Gemüsegärtnerei Solawi Isartal ist ein positives Beispiel dafür, wie eine nachhaltige Landwirtschaft sowie die Integration von Hecken und Streuobstwiesen in die Anbauflächen zum Erhalt artenreicher Kulturlandschaften beitragen kann.