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Herbstliche Pflanzaktion in Wallgau

Projekt in Eigenleistung

Zwei Personen stehen an einem Baum
Die Pflanzmeisterin Irmgard Holzer und der Pflanzmeister Thassilo Meyer bei einer ersten Pflanzaktion Ende Oktober 2024.
© Gemeinde Wallgau

Die Gemeinde Wallgau ist ein gutes Beispiel dafür, wie engagierte Bürgerinnen und Bürger dazu beitragen, die Lebensqualität eines Ortes zu verbessern. Konkret geht es um den Kurpark hinter der Schule: Die Grünanlage – inzwischen weniger ein Park als eine einfache Wiese mit Blumenbeeten, ein paar Fichten und veralteten Sitzbänken – hatte kaum noch Charme. Anziehungspunkt war vor allem die vor kurzem sanierte Kneippanlage. Die Dorferneuerung machte es nun möglich, den Kurpark wieder attraktiver zu gestalten. Ziel war es, nicht nur die Aufenthaltsqualität zu verbessern, sondern auch neue, moderne Strukturen zu schaffen und die Maßnahmen „Kurpark und Freizeitgelände“ möglichst zügig umzusetzen, so Nico Hebler, Vorstandmitglied und Örtlich Beauftragter. Nach der aktuellen Konzeption ist für die Umgestaltung vorerst nur ein Teilbereich des Kurparks vorgesehen. Die gesamte Umsetzung hängt von weiteren Planungen ab.

„Die Beteiligung der örtlichen Gemeinschaft ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg eines solchen Projekts“, sagt Nico Hebler. Deshalb habe man in der Gemeinde über die Presse und die sozialen Medien zur ehrenamtlichen Mitarbeit aufgerufen. Zudem werden Eigenleistungen, die den Projekten und Maßnahmen der Dorferneuerung zugutekommen, durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) bezuschusst. „Dieses Engagement vor Ort ermöglicht überhaupt erst diese Projekte“, betont Axel Brück, Sachgebietsleiter des ALE Oberbayern.

Wolfgang Behling, Referent für Dorferneuerung im Gemeinderat und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises, hatte anfangs Bedenken, dass sich nicht ausreichend Freiwillige für das Projekt Kurpark melden: „Als wir im Internet weitere Aufrufe starteten, meldeten sich erfreulicherweise dann immer mehr Leute auch spontan zur Mitarbeit. Einige nutzten ihre Freizeit, andere nahmen sich sogar Urlaub und halfen z.B. beim Sortieren von Blumenzwiebeln, Pflanzen von Sträuchern und vielen anderen notwendigen Handgriffen.“ Für Irmi Holzer, Vorstandsmitglied der Dorferneuerung-Teilnehmergemeinschaft, ist die zu Beginn zögerliche Haltung verständlich. Gerade in der ersten Phase einer Dorferneuerung und der relativ langen Vorbereitungszeit sei vieles sehr theoretisch und schwierig nachvollziehbar. „Mit den Sofortmaßnahmen im Kurpark konnten wir mit ersten konkreten Ergebnissen zeigen, dass die Dorferneuerung voranschreitet“, so Irmi Holzer. „Wenn dieses Jahr noch die Kinder den Spielplatz nutzen können und im Frühjahr im Kurpark alles blüht, können wir sicher noch mehr Leute mit ins Boot ziehen“, ist Irmi Holzer überzeugt.

Grünes Licht für Sofortmaßnahmen

Mit Zustimmung des Gemeinderats im Juli 2024 konnten die Projekte Kurpark und Freizeitanlagen an der Finz in Angriff genommen werden. Als Sofortmaßnahmen der Dorferneuerung starteten erste Pflanzaktionen im Oktober und Anfang November. Bis zu 20 ehrenamtlich Fleißige helfen dabei, dass Bäume, Sträucher und Blumenzwiebeln den Kurpark wieder schöner machen. „Die Begrünung ist das Ergebnis wochenlanger Arbeit und zahlreicher Treffen der dafür gegründeten Arbeitsgruppe“, so Irmi Holzer. Unter ihrer Leitung wurde das Konzept zur Begrünung erarbeitet. Als Wallgauer Bürgerin liegt ihr nicht nur der Ort am Herzen, als gelernte Floristin versteht sie naturgemäß auch etwas von Pflanzen. Und darauf kommt es bei der Auswahl der Begrünung in einem Ort wie Wallgau an, der fast 900 Meter ü. NHN liegt und im Winter auch mal starker Schneefall mit eisigen Temperaturen herrscht. „Die Pflanzen für den Kurpark sollten deshalb nicht nur robust und winterhart sein, sondern auch pflegeleicht“, betont Irmi Holzer.

Auch unter dem Aspekt der Biodiversität und des Klimawandels hat sich die Gemeinde für eine abwechslungsreiche Begrünung entschieden. Im Randbereich des Parks wurden deshalb verschiedene Beerensträucher wie z.B. Johannisbeere, Felsenbirne oder Hagebutte gepflanzt. Obstbäume, darunter Zwetschgen, Mirabellen oder Apfeldorn, wurden ringförmig um die Teilfläche gesetzt. Eiche, Walnuss und die Mispel ergänzen diese Vielfalt. Im Kernbereich setzen Krokusse, Tulpen, Narzissen und Streublumen blühende Akzente. „Wir wollten eine Vielfalt haben, die fast das ganze Jahr über schön anzuschauen ist“, beschreibt Irmi Holzer das Konzept. Damit es schon im nächsten Frühjahr blüht, soll möglichst heuer noch ausgesät werden. Aber das hängt, wie vieles bei diesem Projekt, auch vom Wetter ab.

Wallgaus Erster Bürgermeister Bastian Eiter hält eine bunte Mischung an Pflanzen für den Kurpark aus mehreren Gründen für die optimale Lösung. Der Park entsprach mit seinem einseitigen Bestand aus Thuja und serbischer Fichte nicht mehr den heutigen Kriterien einer sinnvollen Bepflanzung. Die jetzige Begrünung aus heimischen Gewächsen wird nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern auch der Artenvielfalt dienen. Zudem sind die erntereifen Früchte der Obstbäume und Sträucher für alle gedacht, die den öffentlichen Park besuchen. „Bei der Konzeption des Kurparks war auch noch zu berücksichtigen, dass Platz für den jährlich stattfindenden Bauernmarkt bleibt“, fügt Wolfgang Behling hinzu. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, hat ein Gemeinderatsmitglied seine Drohne eingesetzt. „Anhand der Bilder konnten wir gemeinsam mit der Touristeninformation eine bessere Planung für rund 30 Verkaufsstände vornehmen“, so Wolfgang Behling. „Auch solche scheinbar kleinen Dinge tragen zum Erfolg bei.“

Für mehr Aufenthaltsqualität werden künftig auch Picknicktische sorgen. Diese sollen im Frühjahr aufgestellt werden. Zudem soll im neuen Jahr mit größeren und kleineren Maßnahmen wie z.B. der Installation von Insektenhotels und Nistkästen der erste Teil des Projekts Kurpark abgeschlossen werden. „Wenn es das Wetter zulässt, werden die Bepflanzung des Parks und die Maßnahmen am Spielplatz voraussichtlich Ende November abgeschlossen sein“, erklärt Nico Hebler die weiteren Maßnahmen des Projekts Kurpark.

Hauptprojekt „Dorfplatz“

Im Zuge der Wallgauer Dorferneuerung wird nicht nur der Kurpark umgestaltet, auch die Erweiterung des alten Spielplatzes und die Kleinspieleinrichtung am Haus des Gastes sind in Arbeit. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Einbau der neuen Spielgeräte. Dafür mussten Anfang November sieben ehrenamtliche Helfer der Dorferneuerung und des Gemeinderats unter Leitung von Sabine Berwein von der Spielplatz AG, mehrere Gruben für den Einbau der Spielgeräte ausbaggern. „Wenn die Geräteinstallation und alle weiteren Baumaßnahmen planmäßig verlaufen, können wir nach Abnahme durch den TÜV den Spielplatz noch heuer in Betrieb nehmen“, erklärt Nico Hebler. Neben den klassischen Spielgeräten werden ein Netzturm, Aufsitzbagger, Spielturm und Drehring den Spielplatz aufwerten. Auch die Biker können voraussichtlich noch dieses Jahr den Bikepark nutzen. Die dafür ausstehenden Holzelemente und Rampen folgen dann im Frühjahr. Auch hierfür konnten freiwillige Helfer gefunden werden.

Auch wenn mit den parallel laufenden Sofortmaßnahmen im Kurpark und der Freizeitanlage die Dorferneuerung erste sichtbare Zeichen setzt, ist das Hauptprojekt die Umgestaltung des Dorfplatzes. „Bei dieser umfassenden Maßnahme beginnt demnächst die Objektplanung und wird vorangetrieben mit dem Ziel eines Planungsentwurfs und schließlich der Umsetzung des Dorfplatzes“, so Axel Brück zum aktuellen Stand. Im Gegensatz zu den Sofortmaßnahmen unterliegt der Dorfplatz dem üblichen Planungsprozess und Genehmigungsverfahren, was zeitlich anspruchsvoller ist. Beim Kurpark und Freizeitgelände erfolgte die Planung und Umsetzung durch die Arbeitskreise selbst sowie die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Mit der Umgestaltung des Dorfplatzes soll der Ort nicht nur attraktiver werden, auch ganz praktische Änderungen sind damit verbunden, wie Irmi Holzer im Einzelnen erläutert. Um besser gegen Starkregen gewappnet zu sein, wird es eine umfassende Entsiegelung der Flächen geben. Dadurch ergibt sich auch Gestaltungsspielraum für weitere grüne Projekte.  Durch den Abriss der alten „Villa Neuner“ entstand eine Teilfläche in der Verbindung von Dorfplatz und Kurpark. Zudem sind die Erweiterungen des Feuerwehrgebäudes und des Kindergartens vorgesehen. Eine Dreiseitenbühne am Kurpark soll für Veranstaltungen genutzt werden und der Schule dienen.

Notwendige Maßnahmen für die Gemeinschaft

Irmi Holzer freut sich jedenfalls, dass mit den Sofortmaßnahmen der Dorferneuerung der Kurpark eine ordentliche Aufwertung erhält. Er sei schon in ihrer Kindheit ein Ort gewesen, wo Jung und Alt, Einheimische wie Urlauber zusammenkommen. Selbst ihre Oma kommt immer noch vorbei und schaut nach dem Rechten, meint sie schmunzelnd. Deshalb sei es auch wichtig, dass der Park wieder ein Ort zum Verweilen wird. Das Gleiche gelte für den Spielplatz. Er sollte auch für Erwachsene Aufenthaltsqualität haben, denn Kinder besuchen in der Regel den Spielplatz nicht allein. „Ich gehe davon aus, dass nach der Fertigstellung der neugestaltete Park und der erweiterte Spielplatz gut angenommen werden.“ Davon ist auch Bastian Eiter überzeugt, denn gerade im Hochsommer werden die neue Begrünung und auch der Altbaumbestand Besuchern und Kindern viel Schatten spenden. Einmal abgesehen von klimaanpassenden Maßnahmen sei das ein weiterer wichtiger Aspekt des Konzepts.

Der Erste Bürgermeister sieht in den beiden Projekten jedenfalls notwendige Maßnahmen für die Gemeinde. Kurpark und Spielplatz stellen für den Ort einen gewissen Mittelpunkt dar, auch wenn beides geografisch etwas außerhalb liegt, sagt Bastian Eiter. Letztendlich bleibe es aber ein wichtiger Treffpunkt für Einheimische und Gäste. „Umso mehr freue ich mich darüber, dass wir im Rahmen der Dorfneuerung dank der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer Kurpark und Spielplatz rundumerneuern können.“ Wichtig war dem Bürgermeister auch, dass Einheimische mitwirken. Nur so lasse sich eine gewisse Akzeptanz erreichen. „Ich denke, mit diesen ersten beiden Maßnahmen war es ein sehr guter Start in die Dorferneuerung und hoffe, dass das auch im zweiten Teil des Projekts Kurpark so weitergeht“, so sein Resümee.

Auch wenn es sich um kleinere Maßnahmen handelt und im Vergleich zum Dorfplatz kein Riesenprojekt war, waren die Sofortmaßnahmen ein gelungener Einstieg in die Dorferneuerung, ist auch Nico Hebler überzeugt. „Ein Erfolg kann sich nur einstellen, wenn man etwas gemeinsam schafft“, so der örtlich Beauftragte. Dass man dort, wo man lebt, arbeitet und wirkt, etwas mitgestaltet, wird man eher wertschätzen. Das sei wichtig für die Motivation, denn nach der Begrünung folgen im nächsten Jahr weitere bauliche Maßnahmen mit einer ganz anderen Gewichtung. Auf jeden Fall motiviere es, weiterzumachen und die gesteckten Ziele zu erreichen. „Denn wir stehen ja noch am Anfang, mit einem ersten Ergebnis, das sich sehen lassen kann“, so Nico Hebler. „Was man gemeinsam schafft, darüber kann man sich auch zusammen freuen.“

 

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