Eine engagierte Projektgruppe mit vielfältigen Hintergründen
Auf den Weg gebracht hat dieses Vorhaben eine Gruppe von Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Ferdinand Bär, Co-Flächeneigentümer und Softwareentwickler aus Nürnberg, sowie Wolfgang Maier, ortsansässiger Landwirt und Bewirtschafter der Fläche, arbeiten eng mit Alena Vogt und Emil Debuschewitz zusammen. Alena (Baumwartin und Streuobstexpertin beim Deutschen Verband für Landschaftspflege) und Emil (Projektmanager bei A.ckerwert) setzen sich beide beruflich für zukunftsfähige Landnutzung ein und gaben den Impuls für das Projekt. Unterstützt wird die Gruppe bei der Planung und Umsetzung von führenden Experten aus der Praxis, Renke de Vries und Mara Ursprung, die solche Systeme vor allem in Brandenburg in großem Maßstab über Jahre geplant, gepflanzt und gemanagt haben.
In gemeinsamen Gesprächen konnten sich alle auf das Potenzial der Fläche und die Rahmenbedingungen einigen: Die Gehölzpflanzung wird so gestaltet, dass die landwirtschaftliche Nutzung zwischen den Gehölzstreifen problemlos möglich bleibt. Die Koordinierung des Projekts übernehmen Alena Vogt und Emil Debuschewitz nebenberuflich. Zukünftig sollen die vielfältigen Fruchterträge den Menschen der Region zugutekommen. Das langfristige Nutzungskonzept befindet sich in der Planung. Dabei steht die Verbindung der Menschen zu regenerativer Lebensmittelproduktion, vielfältigen Landschaften und lokaler Wertschöpfung im Vordergrund. Geplant sind unter anderem Bildungsveranstaltungen und Ernteaktionen bei denen sich interessierte Menschen beteiligen können.
Hunderte Gehölze in mehreren Etagen fein aufeinander abgestimmt
Die essbare Landschaft, die Ende 2024 in einer ersten gemeinschaftlichen Pflanzaktion mit einigen Helfenden startete, umfasst insgesamt über 300 Obstbäume und -sträucher, darunter Apfel, Quitte, Birne, Maulbeere, Himbeere, Johannisbeere und viele mehr, sowie über 200 Begleitgehölze verschiedener Sukzessionsstufen. Diese werden durch eine Vielzahl von Krautpflanzen ergänzt, die als bodenbedeckende Schicht nicht nur Erosion verhindern, sondern schon in den ersten Jahren wertvolle Lebensräume schaffen und Bodenleben aufbauen. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde vor allem auf klimaangepasste, heimische Arten und alte Obstsorten gesetzt. Die Mischung der Arten ist präzise abgestimmt, um Pflanzengesellschaften nach dem Vorbild eines natürlichen Waldrandes zu imitieren.
Ein besonderes Merkmal des Systems ist seine Dynamik: Die Pflanzengesellschaften entwickeln sich der Sukzession folgend weiter und regelmäßige, gezielte Pflegemaßnahmen bzw. „Störungen“, wie das Schneiden der Gehölze und Mulchen der Kräuter, fördern die Regeneration und Stabilität des Systems. So entstehen mehrere Etagen, in denen die unterschiedlichen Pflanzen ihre jeweils idealen Bedingungen finden. Außerdem geschieht im Vergleich zur Reinkultur auf kleinster Fläche ein Vielfaches an Photosynthese, was mehr Kohlenstoffspeicherung, gesündere Pflanzen und leckeres Obst zur Folge hat. Diese Form der Landnutzung, die in vielen Weltregionen eine uralte Tradition hat, jedoch weitgehend verdrängt wurde, bietet neben hohen Flächenerträgen wichtige Gemeinwohlleistungen: gesteigerte Biodiversität, verbesserte Wasser- und Nährstoffzirkulation und somit höhere Resilienz gegenüber Klimaveränderungen.
Ein kooperatives Modellprojekt mit Strahlkraft
Ergänzt werden die Gehölzpflanzungen von weiteren biodiversitätsfördernden Maßnahmen wie einer Eidechsenburg und einer Totholzhecke. Für diese Maßnahmenkombination erwies sich FlurNatur, betreut von Johannes Haßler beim Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, als idealer Fördermittelgeber. Auch die Streuobstberaterin des Landkreises Ansbach, Maria Enzner, zeigte sich von der neuartigen Methode der Obstbaumpflanzung überzeugt und ermöglichte gemeinsam mit dem LPV Mittelfranken die Förderung der Hochstämme über den Bayerischen Streuobstpakt.
Mit diesem Modellprojekt wird in Weißenbronn nicht nur eine artenreiche und klimaangepasste Gehölzlandschaft zum Leben erweckt, sondern auch ein innovatives Landnutzungssystem etabliert, das beispielgebend für die nachhaltige Erzeugung regionaler, gesundheitsfördernder Lebensmittel sein kann.
Kontakt FlurNatur beim ALE Mittelfranken
Johannes Haßler
Tel.: 0981 591-425
E-Mail: johannes.hassler@ale-mfr.bayern.de
Kontakt A.ckerwert
Lioba Degenfelder
Tel.: 0176 – 2 33 667 14
info@ackerwert.de
Text: Emil Debuschewitz