Herr Bürgermeister Schwarzfischer, Sie hatten die Idee, die Grundschule zur Naturparkschule zu machen. Wie sind Sie darauf gekommen?
Thomas Schwarzfischer: Wir sind ein kleines Dorf mit kurzen Wegen zu verschiedenen Biotopen. In unmittelbarer Nähe der Schule können die Kinder einen Biberbau am Bachlauf besichtigen oder eine Hecke entdecken. Im Naturschutzgebiet am Burgberg gibt es Trockenbiotope, wo die Kinder Insekten, Pflanzen oder Ameisenhaufen erkunden können. Doch die großen Städte in unserer Umgebung, wie Regensburg oder Roding werben mit Ganztagsschulen und verschiedenen Betreuungsangeboten für Kinder. Dazu wollte ich einen Gegenpart anbieten mit all den Vorteilen, die wir hier in unserem Ort zu bieten haben. Mit der Natur vor der Haustüre.
Wie wird eine Schule zur Naturparkschule?
Thomas Schwarzfischer: Unsere Schule geht eine Kooperation mit dem Naturpark Bayerischer Wald ein und verpflichtet sich, verschiedene Projekte zum Thema Natur durchzuführen. Wir haben schon 2017 angefangen, uns damit zu beschäftigen. Waldmünchen und Lam haben ja bereits eine Naturparkschule. Damit auch Zell eine bekommt, war jedoch mehr Personal im Naturpark nötig. Aber ich konnte beim Landrat erreichen, dass die Stunden dort aufgestockt wurden. So ist es gelungen, dass auch unsere kleine Grundschule mit 60 bis 70 Schülern in vier Klassen zur Naturparkschule werden konnte. Das geht natürlich nur, weil wir eine sehr aufgeschlossene Rektorin und Lehrer haben, die das Projekt gerne tragen.
Was macht eine Schule zur Naturparkschule?
Thomas Schwarzfischer: Das Prädikat wird zunächst für fünf Jahre verliehen. In dieser Zeit gibt es einmal jährlich eine Weiterbildung für die Lehrer, ich selbst habe auch schon teilgenommen. Die Mitarbeiter des Naturparks geben dabei Impulse und Ideen, Natur kindgerecht zu vermitteln. Ob das beim Pflanzensammeln ist oder beim Collagen basteln – das Thema soll die Kinder spielerisch erreichen. Während des Schuljahres finden dann verschiedene Projekttage und Exkursionen statt, bei denen die Kinder einen engen Bezug zu ihrer Umgebung entwickeln können. Wenn es die Lehrer wünschen, kommen Naturpark-Mitarbeiter oder andere Partner, die in dem Thema drin sind, für Projekte und Aktionen in die Schule.
Und warum eignet sich die Grundschule in Zell zur Naturparkschule?
Thomas Schwarzfischer: Die Adresse der Schule „Grüner Weg 6“ ist ja schon das beste Motto dafür. Wir haben bereits ein grünes Klassenzimmer im Freien eingerichtet, das nur wenige Minuten entfernt am Burgberg umrahmt von Blumenwiesen liegt, und das die Schule gerne nutzt. Mit der Natur vor der Haustüre und den unterschiedlichen Biotopstrukturen im unmittelbaren Umfeld hat die Schule die besten Voraussetzungen zur Naturparkschule. Als nächstes werden uns an einer Aktion des Landratsamtes beteiligen und 2020 einen Schulgarten einrichten.
Ansprechpartner:
Thomas Schwarzfischer
Erster Bürgermeister
Gemeinde Zell
Hauptstr. 22
93199 Zell
Tel. 09468/906731
email: thomas.schwarzfischer@gemeinde-zell.de
Info Naturparkschulen
„Naturparkschule“ ist eine bundesweite Auszeichnung, die vom Verband Deutscher Naturparke initiiert wird. Der Titel wird für fünf Jahre verliehen. Die Kooperation zwischen der Schule und dem Naturpark soll den Unterricht bereichern und die Schüler jeder Klasse und jeder Jahrgangsstufe mit den Besonderheiten der Region vertraut machen. In Unterrichtseinheiten, Projekttagen und Exkursionen können die Schulen Themen wie biologische Vielfalt, Natur- und Kulturlandschaft, Kultur und Handwerk sowie Land- und Forstwirtschaft vertiefen und dazu auch Partner außerhalb der Schule, wie z.B. Förster, Naturschützer oder Landwirte einbeziehen.
Eine Grundschule wird zur Naturparkschule
Interview mit Bürgermeister Thomas Schwarzfischer aus der Gemeinde Zell
Datum
7. Januar 2020
Regierungsbezirk
Oberpfalz