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Judit Bartel und Elisa Sichau

Die Menschen mit der Natur verbinden

Judit Bartel und Elisa Sichau auf dem Kastanienhain
Judit Bartel und Elisa Sichau sind die Koordinatorinnen des Nüsseprojekts
© Carla Hauptmann
Judit Bartel und Elisa Sichau sind die Koordinatorinnen des Projekts „Nüsse fürs Nürnberger Land“, das 2020 gestartet ist. Und der Kastanienhain, den sie an diesem kalten Wintermorgen zeigen, ist eine von vier Flächen, auf denen sie zum gemeinschaftlichen Pflanzen und Pflegen einladen. Nicht nur Walnüsse und Edelkastanien, sondern auch Haselnüsse, Wildobst und Beerensträucher. Doch warum ausgerechnet Kastanien und Nüsse hier in dieser Gegend? Damit ist man schon beim Grundgedanken, den die beiden in diesem Projekt verfolgen.

Von der Natur lernen
„Was kann ich dieser Landschaft hinzufügen, um sie noch reicher zu machen?“ hat sich Judit Bartel gefragt. Ein Ansatz, den sie aus der Permakultur mitgebracht hat. Seit 13 Jahren lebt sie in Happurg, zuvor hat sie Erwachsenenbildung und Kulturanthropologie studiert und in den letzten Jahren die Permakulturakademie in Deutschland mit aufgebaut. Ganz bewusst hat sie sich für diese Gegend in der Hersbrucker Schweiz entschieden, die sie ein bisschen mit ihrer Heimat, der Sächsischen Schweiz vergleicht. Sie und ihr Partner haben gezielt nach einer lebendigen Struktur im ländlichen Raum gesucht, „wo es Initiativen gibt, die Dinge anders machen“, sagt sie. 2017 hat sie dieser Struktur eine weitere hinzugefügt. Mit einigen anderen hat sie „Grünspecht – Verein für Naturverbindung und zukunftsfähige Lebensweisen e. V“ gegründet. Darin bringt sie ihre ganze Erfahrung aus der Permakultur ein: „Von der Natur lernen und Wege finden, respektvoll mit den Gaben der Erde umzugehen und trotzdem für die Bedürfnisse für uns Menschen zu sorgen“, das ist der Kompass ihres Wirkens, wie sie sagt.

Ähnliches bewegt auch Elisa Sichau. Ihr Wunsch nach gemeinschaftlichem Tun und Leben hat sie aus Südhessen nach Happurg gebracht. Die studierte Geographin und ausgebildete Erlebnispädagogin hat sowohl im Nüsseprojekt als auch im ehrenamtlichen Engagement dafür das Passende gefunden. Seit Mai 2022 ist sie bei Grünspecht dabei. „Ich stecke meine Energie in ein Projekt an dem Ort, an dem ich wohne und kann dort sinnstiftend tätig sein.“ Zusammen koordinieren sie das Nüsseprojekt und dabei ergänzen sie sich ziemlich gut. „Judit ist die Visionärin und ich eher die Hüterin und Pflegerin“, fasst sie zusammen. Eine gute Aufteilung bei einem Projekt, dessen Herz es ist, „Menschen mit Menschen und Menschen mit der Natur zu verbinden“, wie sie beschreibt.

Nahrhafte Landschaft schaffen
Und warum also Nüsse? Durch die Brille der Permakultur betrachtet, sind Nüsse eine Möglichkeit, Nahrhaftes an Bäumen wachsen zu lassen. Und Nüsse kann man regional nicht kaufen, hat Judit Bartel festgestellt. Nicht zuletzt hat sie gesehen, dass mehrere große Walnussbäume in ihrer direkten Umgebung gefällt wurden. Dem wollte sie etwas entgegensetzen und zeigen, dass Nussbäume zur Fülle in der Landschaft beitragen und Essbares bieten. Das Ganze ist aber kein Projekt einiger weniger, sondern verbindet Menschen aus der Umgebung in den gemeinsamen Mitmachaktionen.

Nussbäume schätzen lernen
Nur – wohin die Bäume? Und wie die Wertschätzung für die bestehenden Walnussbäume fördern? Judit Bartel und der Grünspecht-Verein haben begonnen, nach verwilderten Grundstücken für Neupflanzungen Ausschau zu halten, haben viel Pressearbeit gemacht, die Website gefüllt und Veranstaltungen rund um die Esskastanie, um die Walnuss, zu Agroforst und einigen anderen Themen organisiert. Haben sich mit anderen Organisationen vernetzt, die in ähnlichen Bereichen unterwegs sind. Haben Nussbaumbesitzer*innen konkrete Angebote gemacht, die Nüsse zu nutzen. Mit Erfolg. 2022 konnten sie gar nicht so viele Nüsse annehmen, wie ihnen angeboten wurden. Und Grundstücke haben sich schließlich auch gefunden, und es konnte losgehen. Mit der Planung und daran, die Pflanzung und Pflege in gemeinschaftlichen Mitmachaktionen zu organisieren.

Spuren in der Landschaft
Viel gelernt hätten sie dabei, sagen beide. Das, was sie zwar aus der Theorie kennen, selbst auszuprobieren und mit ganz konkreten Detailfragen konfrontiert zu sein, sei eine Herausforderung. Denn dann geht es nicht mehr um das große Ganze, sondern konkret um Pflanzabstände, geeignete Nuss- und Kastanien-Sorten, den besten Mahdtermin, ob Einzelbaumschutz oder ein Zaun um die gesamte Fläche sinnvoller ist und ähnliche Dinge. Doch es sei bereichernd, was sie über Landnutzung gelernt haben und noch lernen werden. Zu sehen, dass sie Spuren in der Landschaft hinterlassen haben, zu beobachten, wie hier Bäume wachsen, die ohne ihr Zutun sonst nicht dort stehen würden. Und sich zu überlegen, wie der Kastanienhain und die anderen Flächen wohl in zehn Jahren aussehen werden.

Langfristig wirksam
Wirksam sein, Themen sichtbar machen, Dinge tun, für die man brennt, Menschen mit der Natur verbinden, das soziale Netz dichter knüpfen, das sind die Sätze, die sich wie ein roter Faden durch das Gespräch mit den beiden Frauen ziehen. Das Projekt steht auf einem sehr bewusst und gründlich durchdachtem Fundament. Und nicht nur deshalb wird das Wirken der beiden Frauen die Landschaft und die Menschen dort in jedem Fall bereichern. „Ich empfinde dieses Projekt als Investition in die Zukunft, die über mein Leben hinaus Bestand haben wird, sagt Judit Bartel.

Mehr zum Projekt "Nüsse fürs Nürnberger Land"

Kontakt
Judit Bartel und Elisa Sichau
Grünspecht – Verein für Naturverbindung und zukunftsfähige Lebensweisen e. V
Grabenstraße 7
91230 Happurg
Mail: nuesseprojekt@gruenspecht-ev.de
Web: www.gruenspecht-ev.de
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