„Machen. Nicht reden. Machen.“ Findet Stefan Klingner, und genau das tut er auch. Wobei das mit dem Reden schon auch sein muss, schließlich müssen er und all die anderen von TreePlantingProjects (TPP) ziemlich viele Menschen davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist, Wälder aufzuforsten und wieder in funktionierende Ökosysteme umzuwandeln. Das gelingt auch, das ist messbar. Rund 270 Hektar Fläche betreut TTP derzeit im Mai 2023. Um die einhundert weitere Flächen sind schon in der Vorbereitung für die nächste Pflanzsaison. Innerhalb von nur vier Jahren ist aus einer Idee ein Projekt geworden, das in größeren Dimensionen unterwegs ist, wie er sagt. (Mehr zum Projekt hier)
So geht Weltretten
Angefangen hat alles damit, dass sich
Stefan Klingner und einige Nachbarn und Freunde 2019 gefragt haben, was man in
der direkten Umgebung tun könne, um Ökosysteme zu retten. „Bäume pflanzen lässt
sich praktikabel umsetzen“, hat er festgestellt. Denn mit Wald hatte er am
meisten Erfahrung, mit seinem Schwiegervater war er häufig zur Waldarbeit
unterwegs. Dass da allerdings einiges mehr dazugehört, um das im großen Stil zu
machen, war von Anfang an klar. Wie gut, dass bei Stefan Klingner da mehrere
Faktoren zusammenkamen. Erstens: Er trägt eine gewisse Leidenschaft und Liebe
zur Natur in sich. Zweitens hat ihn seine Frau geprägt, die sich schon länger
mit vielen Themen wie Nachhaltigkeit und Umwelt beschäftigt hat, „sie hat mich
da mitgenommen“, sagt er. Und drittens geht er die Dinge an, wie ein
Informatiker sie eben angeht. Problem analysieren, Lösung suchen, Strukturen
dafür aufbauen. Klingt eigentlich ganz einfach. „Ist es auch“, behauptet Stefan
Klingner.
Einer muss die Verantwortung übernehmen
Ganz so einfach ist es natürlich
doch nicht. Denn es braucht Leute, die sich dafür begeistern und Leute, die Fachwissen
einbringen. Es braucht Kontakte, Strukturen, Software, all solche Sachen – und es
braucht Geld. Großen Wert legt Stefan Klingner aber auf Eines: „Ich hätte das,
was wir mit TPP bisher bewegt haben, nie alleine bewegen können. Das ist das
Ergebnis von vielen Menschen, die zusammengehalten haben.“ Dieses Ergebnis
sieht mittlerweile so aus: Über 160.000 neu gepflanzte Bäume. 15
Flächenbetreuerinnen und -betreuer in ganz Bayern, die sich um die Pflege der
aufgeforsteten Flächen kümmern und um neue Flächen werben. Die Leute können
fair bezahlt werden, auch wenn die finanziellen Möglichkeiten nicht gerade
üppig sind. TPP hat eine professionelle Organisationsstruktur und arbeitet eng
mit Forstbehörden und Dienstleistern zusammen. Stefan Klingner ist der
Geschäftsführer, er selbst arbeitet aber ehrenamtlich. Solange das Geld knapp
ist, wird er das auch weiterhin tun. Und er haftet für TPP, auch das gehört
dazu. „Aber wenn man was verändern will, muss man halt Verantwortung
übernehmen“, sagt er, und er sagt es so, als ob es das Selbstverständlichste
auf der Welt sei, das Ganze neben einem ziemlich verantwortungsvollen
Vollzeitjob in der IT und einer Familie mit zwei Kindern auch noch zu stemmen.
Wobei letzteres an erster Stelle für ihn steht, auch wenn das bei diesem Pensum
ein echter Balanceakt ist.
Die Kultur von TPP
Das geht auch nur, weil er ein
großer Freund von Autonomie ist. „Ich glaube fest daran, dass Menschen mit den
größtmöglichen Freiräumen auch größtmöglich etwas bewegen können“, sagt Stefan
Klingner, „wir begegnen einander auf Augenhöhe, es gibt keine Hierarchien.“
Vielleicht ist diese Kultur der Grund, warum auf Stellenausschreibungen sofort
viele Bewerbungen eingehen. „Die Leute haben einfach Bock, egal welche Position
wir suchen, ob das für eine regionale Flächenbetreuung ist oder für
Grafik-Design. Dabei sind sie weniger am Geld interessiert, sondern an der
Sache“, hat er festgestellt, schließlich kann TPP derzeit nur Minijobs bieten. Begeistern
müsse er niemanden dafür, „die Leute begeistern sich selbst für das Projekt und
für die Werte, die wir leben.“ So kommt es, dass TPP mittlerweile aus einer
großen Vielfalt an Menschen und ihren Interessen und Fähigkeiten besteht. Und genau
das sei es, was die Organisation stark macht, davon ist Stefan Klingner
überzeugt.
In größeren Dimensionen denken
Auch wenn er darüber nicht gerne
spricht, ist er die Klammer und derjenige, der die Dimensionen absteckt. Das
Ziel ist, bis 2024 eine Million Bäume zu pflanzen. Geographisch sieht er da
keine Grenzen. Doch ja, groß denken hilft dabei. „Wenn du nicht groß denkst,
wirst du auch nichts Großes erschaffen“, sagt er, und er erklärt es mit einer
einfachen Rechnung: „Wenn wir mit unserem flächendeckenden Netzwerk in ganz
Bayern etwas verändern können, dann denkt man eben in ganz anderen
Lösungsansätzen, als wenn das Ziel wäre, fünf Hektar in einem einzigen
Landkreis aufzuforsten.“ Der Erfolg gibt ihm recht. Mit vielen Behörden hat
sich mittlerweile eine enge Zusammenarbeit entwickelt, um möglichst effizient
möglichst schnell viele Flächen naturnah umzugestalten. Dafür hat TPP sogar
eine eigene Software entwickelt. Klar, da bleibt natürlich auch Kritik nicht
aus, aber solange die fachlich ist, setzt Stefan Klinger darauf, in den Dialog
zu gehen und daraus neue Lösungen zu entwickeln. Den Satz „das geht nicht“
sieht er da eher als Ansporn.
Einfach anfangen
„Wir müssen nicht darauf warten,
dass jemand unsere Probleme löst, wir können auch selbst damit beginnen, sie zu
lösen. Das machen wir bei TPP als Organisation, und das machen wir auch bei all
den vielen Menschen, die daran beteiligt sind“, ist Stefan Klingners Credo. Was
ihn dabei antreibt? „TPP kann vielleicht die Welt nicht ändern, aber ich würde
mich vor mir selbst schämen, wenn ich am Ende nicht versucht hätte, für meine
Kinder das Beste herauszuholen. Das ist mein Antrieb.“ Deshalb macht er. Und
redet nicht nur darüber.
Kontakt:
Stefan Klingner
TreePlantingProjects gemeinnützige
UG
Andorf 32
90599 Dietenhofen
Telefon: +49 9828-9114380
Web:https://treeplantingprojects.com
E-Mail: hello@treeplantingprojects.com
Text: Bärbel Faschingbauer