Kleine Hügel und Senken, dichte Grasbüschel, offene Stellen, nasse Mulden, ein paar Gehölze und hier und da ein Kuhfladen. So sieht die Weidenfläche aus. „In die Wildnis laufen lassen“, nennt das Josef Schmidt, und die Tiere, die zu einer der urtümlichsten Rinderrassen Europas gehören, kommen zutraulich her und machen einen ziemlich zufriedenen Eindruck. „Bei uns liegt der wirtschaftliche Nutzen nicht bei den Rindern, sondern beim Ökosystem“, das ist seine Philosophie. „Damit bekommen wir Flächen in Bewirtschaftung, die sonst nicht bewirtschaftbar wären und erreichen gleichzeitig mehr Blüten- und Insektenreichtum.“
Rinder machen Weiden artenreich
2009 hat er die Grenzmühle bei Erbendorf gekauft und ganz von vorne und ohne eigene Flächen damit begonnen, den Betrieb aufzubauen. Bio, das war für ihn klar. Leicht war das nicht, denn „wir haben Flächen umgestellt, die wirklich sehr schwierig waren. Es war fraglich, ob da je Getreide darauf wächst vor lauter Unkraut“, erzählt er. Heute hat er darauf „saubere Bestände und gute Erträge“, wie er sagt. Sein Vieh beweidet extensive Flächen, er stellt es in Schwemmland, an Bachtäler, an Waldränder, und überall dorthin, wo er sieht, dass er artenreiche, wertvolle Flächen damit entwickeln kann. Die Tiere halten den Aufwuchs kurz, in den Trittflächen entstehen Mikrohabitate, und auch die Kuhfladen spielen eine wichtige Rolle in diesem System, denn „die sind die Lebensgrundlage für viele Insekten“, erklärt Josef Schmidt. Seine Rinder fressen dort das, was als mindere Futterqualität gilt. Und produzieren trotzdem Fleisch. Zwar weniger, das aber in Top-Qualität. „Wir müssen die Ressourcen so nutzen, dass wir auch Lebensmittel daraus gewinnen können und gleichzeitig Offenland pflegen und erhalten,“ so führt er seinen Betrieb.
Wiesen weiterdenken
Die Weideflächen entwickeln sich innerhalb von ein paar Jahren zu artenreichen Blühwiesen und Biotopen. „Auf einer gemähten Wiese ist diese Artenvielfalt nie erreichbar“, davon ist er überzeugt. Der Erfolg gibt ihm recht. Seine Wiesen sind im Ranking der Artenvielfalt weit vorne, bei der Wiesenmeisterschaft 2014 hat er gewonnen und bei Kartierungen bestätigt sich das immer wieder. Aber: „Alles was wir da machen, bringt monetär nichts“, hadert er, „denn diese Form der Weidehaltung wird nicht in gleichem Maße vergütet wie intensive Landwirtschaft.“ Was Josef Schmidt, den Weiterdenker, nicht davon abhält, mit Vehemenz für sein Konzept der Landnutzung mit fachlicher Tiefe und mit großem Respekt vor der Schöpfung voranzugehen.
Zeigen, dass es geht
Neben Feldfrüchten baut er seit 2013 Bio-Mohn an, auch da war er Pionier. Weil er genau wissen wollte, was daraus werden kann, hat er dafür ein Forschungsprojekt mit der Uni Bonn angestoßen. Und vielleicht hat seine Leidenschaft für süße Mohnbackwaren, aus der das entstand, den Anstoß gegeben, dass sich die Anbaufläche für Bio-Mohn auch anderorts in Deutschland seit 2013 um ein Vielfaches vermehrt hat. Dass seine Denkansätze mit dem herkömmlichen Verständnis von Landwirtschaft oft nur schwer zusammengehen, ist ihm klar. Doch etwas anderes kommt für ihn nicht in Frage. Der gelernte Gärtner und Landwirt hat eine genaue Vorstellung davon, wie er naturverträgliche Landnutzung betreiben will, und dafür kämpft er. Ausdauernd, leidenschaftlich und unnachgiebig. Und mit seinem Betrieb will er modellhaft zeigen, dass das funktionieren kann. Daneben ist er in verschiedenen Gremien und Ämtern aktiv und viel dafür unterwegs. Er ist Vorstand im Landesverband von Bioland, Vorsitzender von KUSS (Kulturlandschaft Südlicher Steinwald), ist gefragter Berater für Naturschutzbehörden und in der Landschaftspflege, und er ist politisch aktiv als Kreis- und Stadtrat.
Verantwortung übernehmen
„Ich will nicht einfach nur zuschauen und meckern, wenn ich Missstände sehe. Ich will Veränderungen vorantreiben und bin auch bereit, voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen“, da ist Josef Schmidt konsequent. Er ist einer, der lieber auf wirtschaftlich interessantere Geschäfte verzichtet, als sich zu verbiegen. Vielmehr kämpft er an allen Ecken und Enden dafür, dass seine Form einer naturnahen Landwirtschaft keine exotische Spinnerei eines Einzelnen bleibt. Entwickelt laufend neue Ideen, vernetzt sich und hegt bei all seinem Tun eine tiefe Liebe für die Landschaft, seine Heimat, um ihn herum. Nicht zuletzt deshalb bleibt er bei aller Bereitschaft, für die Sache einzustehen, immer dialogbereit: „Ich lehne Türen immer nur an“, sagt er, „ich schließe sie nie.“ Eine gute Voraussetzung, um das Land weiter zu beleben.
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