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Wo Landwirtschaft Lebensraum schafft

Die Rekultivistas – regenerative Landwirtschaft, Gemeinschaft und Naturschutz bei Freising

Heckenpflanzung
Die Hecken-Pflanzaktion kann beginnen
© Moritz von Wurmb

Wenn aus Freunden ein Verein wird

Was als gemeinsames Projekt von Freunden mit Umweltinteresse begann, wurde schnell zum gemeinnützigen Verein Rekultivistas e.V. Der Hof von Nora und Charlotte Serve (Serve GbR) bietet mit seinen extensiv bewirtschafteten Wiesen und Feldern die ideale Basis für innovative, grüne Projekte. Während ein Teil der Flächen langfristig verpachtet ist – etwa zur Erzeugung von Naturland-Saatgut – stehen dem Verein fünf landschaftlich reizvolle Hektar zur Verfügung: sanfte Hänge, Feldgehölze samt majestätischen Eichen, alte Streuobstwiesen, ein Gehölzstreifen mit Teich und sogar eine Quelle ist vorhanden. Die Vereinsgründung brachte neben organisatorischen Vorteilen auch Zugang zu Förderprogrammen und strukturierte Gemeinnützigkeit.

Permakultur lebt von Vielfalt und Mitmachen

Die Flächen sind ökologisch wertvoll: Alte Bäume prägen das Bild, unterschiedliche Hanglagen mit Süd- und Westausrichtung eröffnen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Einige Mitglieder verfügen über eine Permakultur-Ausbildung, was dazu führt, dass ökologische und soziale Ziele miteinander verbunden werden. Wesentlicher Bestandteil sind Gemeinschaftsaktionen wie Pflanztermine oder Pizza-Abende am selbstgebauten Lehmofen.

Im Frühjahr 2023 entstand bei einem Visionswochenende mit einem externen Tutor ein Projektplan für die Fläche des Vereins, der nach und nach umgesetzt wird. Im Herbst 2024 wurden auf einer alten Streuobstwiese 15 neue Apfel-, Birnen-, und Zwetschgen-Hochstämme gepflanzt – bewusst zwischen vorhandene, alte Obstbäume, um den Bestand zu erhalten und neu zu beleben. Die Förderung kam über das Programm „Streuobst für alle“. Gewählt wurden robuste, regionale Sorten, die mittlerweile schon gut angewachsen sind.

 

 Heckenprojekt: Lebensraum und Klimaschutz

Ein Höhepunkt der letzten Jahre war die Anlage einer 250 Meter langen und 6 Meter breiten Naturschutzhecke mit 400 heimischen Gehölzen. Ziel ist eine Verbesserung des Mikroklimas, die Schaffung von vielfältigen Habitaten für Vögel, Insekten, Amphibien und Säugetiere und der Schutz vor Winderosion und Wasserverlust. Nisthilfen ergänzen die Pflanzungen und fördern die Biodiversität. Die vielschichtige Heckenstruktur optimiert Lichtnutzung und Bodendurchwurzelung – ein Plus für Wasserrückhalt und ökologische Stabilität.

Die Finanzierung dieses Projekts war herausfordernd, denn viele öffentliche Förderungen richten sich exklusiv an landwirtschaftliche Betriebe oder reine gemeinnützige Organisationen. Als Landwirtinnen konnten Charlotte und Nora Serve über die Maßnahme I88 – Anlage von Struktur- und Landschaftselementen des Kulturlandschaftsprogrammes (KULAP) einen Antrag stellen; der Verein übernahm die Planung und Durchführung inklusive Honorarförderungen. Abgewickelt wird die Förderung über die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) und die Ämter für Ländliche Entwicklung (ALE). Die Wildlebensraumberatung an den Landwirtschaftsämtern unterstützt fachlich vor Ort. Dazu gab es Unterstützung von der Heidehof Stiftung, die auch Bildungsaktionen ermöglichte. Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer halfen bei der Pflanzaktion, organisiert über Website, Instagram, Zeitungsanzeigen und persönliche Netzwerke.

 

Herausforderungen und Zukunftsvisionen

Langfristig soll der Hof von der Nebenerwerbsstruktur gelöst und neue Betriebszweige mit Weidetieren und Agroforstsystemen entwickelt werden. Ein nächster Schritt ist die Erarbeitung eines Wasserkonzepts mit „Keyline-Design“ und die Revitalisierung des historischen Teiches sowie der Quellfassung.

Herausforderungen bleiben: Neben der Finanzierung ist vor allem der Gewinn neuer Freiwilliger eine Herausforderung – Der Verein zählt nur sieben regelmäßig aktive Mitglieder, Projekte dauern oft lange, und die Öffentlichkeitsarbeit ist zeitintensiv.

Trotz aller Hürden treibt die Gruppe ihre Ideen voran. Ihr Ziel bleibt der Umweltschutz, die Erhaltung vielfältiger Naturräume, die Förderung wertvoller Lebensräume, und Menschen für gemeinsames Handeln zu begeistern – für mehr lebendige, zukunftsfähige Landschaften in Bayern.

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