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Vom Apfel zum Saft – Ein Blick in die Streuobstpresse in Vagen

Drei Männer stehen hinterdrei großen Bottichen in einem Raum mit einer Streuobstpresse.
Klaus Anderl, Helmut Gottinger und Walter Rösel vom Obst- und Gartenbauverein Mittenkirchen gaben einen Einblick in die Streuobstpresse.
© Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern

„Sogar bis aus Freising kommen Kunden nach Vagen im Landkreis Rosenheim, um ihr Obst verarbeiten zu lassen“, erzählt Klaus Anderl stolz. Er war lange Zeit im Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Vagen-Mittenkirchen e.V. und kennt sich bestens aus mit der Historie der Obstpresse in seinem Ort. Er organisierte nicht nur die Anlage, er war auch für die Reparaturen, Wartungs- und Reinigungsarbeiten zuständig. „Inzwischen wurde die Pressanlage entsprechend vergrößert und modernisiert“, so Walter Rösel, der ehemalige Kassierer des OGV. Doch bis eine Obstpresse angeschafft werden konnte, musste improvisiert werden. „Wir hatten das Glück, dass es im Ort einige versierte Handwerker gab, die in den 1980ger Jahren eine sogenannte Packenpresse konstruieren und bauen konnten.“ Im Jahr 2009 konnte sich der OGV dann eine moderne Bandpresse mit Schneckenelevator anschaffen. „Diese Technik habe nicht nur die Saftausbeute verbessert, auch der Trübstoffanteil sei geringer als bei früheren Plattenpressen“, ergänzt Helmut Gottinger vom Arbeitskreis Mosterei.

Im Rückgebäude des denkmalgeschützen und im Rahmen der Dorferneuerung umgebauten Boschnhauses kümmern sich inzwischen 18 Mitarbeiter um die Verarbeitung des Obstes. „Die Obst- und Saftpresse mit Erhitzung- und Abfüllanlage pasteurisiert pro Stunde etwa 500 Liter naturbelassenen Saft“, erklärt Helmut Gottinger. „Durch die Pasteurisierung ist der Saft ungeöffnet mehrere Jahre haltbar. Mit unserem modernen Bag in Box-Dosierautomaten wird der Saft auf etwa 80 Grad erhitzt und in Boxen zu fünf oder zehn Liter abgefüllt. Eine Doppelstation ermöglicht eine hohe Abfüllleistung.“

Den Trester bekommen die Wildtiere

„Verarbeitet werden überwiegend Äpfel und Birnen aber auch Quitten aus heimischen Gärten“, so Helmut Gottinger. Saison ist April bis Oktober. Jeder Kunde erhält von seinem angelieferten Obst auch seinen eigenen Saft. Das gepresste Obst wird ohne Zusatz- oder Konservierungsstoffe weiterverarbeitet. Und was passiert mit dem Pressrückstand? „Den sogenannten Trester geben wir weiter zur Verfütterung an Wildtiere. Der Erlös aus der Saftherstellung kommt dem Obst- und Gartenbauverein zugute“, so Klaus Rösel.

„Wer also ausreichend Obst geerntet hat, kann bei uns seine Früchte nach Terminvergabe für ein entsprechendes Entgelt beim Obst- und Gartenbauverein zu Saft oder Trockenobst verarbeiten lassen“, erklärt Helmut Gottinger. Allgemein freue man sich über eine rege Nachfrage, die allerdings heuer durch die wetterbedingte, schlechte Obsternte etwas eingebrochen sei.

Mit dem Wunsch nach frisch gepresstem Saft aus Streuobst und naturbelassenen Lebensmitteln könnte auch das Interesse am Erhalt der Streuobstbestände wieder steigen. Und die sind ein wichtiger Teil unserer bayerischen Kulturlandschaft, die wir schützen und erhalten müssen. „Ein Anliegen, dass auch unserem Obst- und Gartenbauverein sehr am Herzen liegt“, so Helmut Gottinger.

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