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Winzer mit farbenfrohem Weinberg

In den Steillagen empfiehlt sich eine Querterrassierung

Der Winzermeister Ewald Neder und sein Sohn Lorenz stehen im Weinberg – einer Steillage. Der Hang hinter ihnen ist querterrassiert. An den Böschungen zwischen den Terrassen leuchten die Blüten von Wildblumen und -kräutern farbenfroh.
Die Winzer Ewald und Lorenz Neder aus Ramsthal sehen in der Querterrassierung mit Begrünung die Zukunft der fränkischen Steillagen.
© Bernhard Schneider
Die weit nördlich gelegene Weinbaugemeinde schmiegt sich in ein Seitental der Fränkischen Saale am Rand des Biosphärenreservats Rhön. Oberhalb des Weges „Zum Altenberg“ ist ein idealer Ort, um anlässlich der bayerischen Woche der Biodiversität vom 16. bis 22. Mai 2022 zusammenzukommen. Nach dem Ausbringen einer regionalen Saatgutmischung im Vorjahr zeigt jetzt der daraus auf den Böschungen entstandene Magerrasen seine bunte Pracht. Er besteht aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen, besser bekannt als Hülsenfrüchtler.

„Ein gelungenes Projekt für mehr die Artenvielfalt im Freistaat Bayern“, findet Jürgen Eisentraut, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken. Am Anfang stand der Entschluss der Familie Neder, zunächst zwei ihrer zwölf Hektar Rebfläche von Direktzuganlagen in Querterrassen umzuwandeln. Vater Ewald und Sohn Lorenz sind überzeugt, dass in Zukunft noch viele Kollegen diesen Weg beschreiten werden.

Umwelt- und ressourcenschonender Weinbau
Lorenz Neder gehört einem Zusammenschluss von Winzern mit der vielsagenden Bezeichnung Ethos an. Die Mitglieder haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben, indem sie umwelt- und ressourcenschonenden Weinbau betreiben, insbesondere die Steillagen in der fränkischen Kulturlandschaft erhalten. Sie sind nach eigener Darstellung bereit, gesellschaftliche und soziale Verpflichtungen und somit eine Vorbildfunktion zu übernehmen.

Damit das Ökosystem Weinberg gut funktionieren kann, bedarf es einer hohen Struktur- oder Lebensraumvielfalt. Dr. Beate Wende, Wildlebensraumberaterin an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim, weiß: „Die steilen Böschungen von Querzeile zu Querzeile haben ein großes Potenzial für den Naturschutz und die Biodiversität, da sie nicht mehr direkt bewirtschaftet werden.“ In den sonnenexponierten Lagen würden sich an trocken-heiße Bedingungen angepasste Flora und Fauna wohlfühlen; ein Beispiel hierfür sei die Rotflügelige Ödlandschrecke in der Kategorie 1 der Roten Liste („vom Aussterben bedroht“). Die Dauerbegrünung wirke der Erosion effektiv entgegen und der Niederschlag halte sich auf den Terrassen.

Förderprogramm „FlurNatur“
Über das ALE Unterfranken kamen Neders in den Genuss des Programms „FlurNatur“. Gefördert werden hier die Anlage und die Planung von Struktur- und Landschaftselementen wie Hecken, Streuobstwiesen, Trocken- und Feuchtbiotope auch außerhalb von Flurneuordnungen. Gemeinden, Gemeindeverbände als auch natürliche Personen und Personengesellschaften und Vereine können entsprechende Anträge stellen. Die Ausgaben für Bauten und Pflanzungen sowie für Architekten- und Ingenieurleistungen sind förderfähig mit bis zu 85 Prozent.

Beim Umbau des besagten Weinbergs haben Neders außer den Eigenanteil für die Dienstleistungen Dritter zusätzlich rund 1200 Arbeitsstunden erbracht. Ferner: Bei einer Querterrassierung ist nur Platz für halb so viele Rebstöcke wie bei der konventionellen Direktzuganlage. Folglich verzichtet die Winzerfamilie dauerhaft auf 50 Prozent des Ertrags. Trotzdem glaubt Lorenz Neder, dass sich das Engagement seiner Familie für biologische Vielfalt im Weinberg rechnet – nicht nur ökologisch, auch wirtschaftlich. Voraussichtlich gegen Ende des Jahrzehnts können Neders die erste Ernte (Lese) aus dem neuen Wengert einbringen. Sie hoffen, dann die besten Trauben weit und breit keltern zu können.

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