Es ist August 2023 und auch wenn da erst einmal eine staubige Grube ist, kann man schon erahnen, was sich hier entwickeln wird. Die Lage auf den Höhen über dem Dorf könnte kaum besser sein für eine Biotoplandschaft: Ein Waldrand, eine Streuobstwiese mit lokalen Obstsorten, sowohl magere, trockene Bereiche als auch eine kleine Gewässerlandschaft, in der sich allerhand an Artenvielfalt eingefunden hat. Der Eisvogel ist hier schon mal regelmäßig unterwegs und der Blick geht weit in die Rhönlandschaft hinein. Um all diese Naturerlebnisse zu beobachten und zu genießen, haben sich Vater und Sohn Seifert ein kleines Refugium mit einer offenen Scheune und Sitzplätzen eingerichtet. „So wie es hier aussieht, könnte man sich fast wie in Kanada oder in Norwegen fühlen“, findet Erik Seifert, der Sohn. Ein perfekter Ort also, um ein großes Feuchtbiotop anzulegen.
Der Plan für das Feuchtbiotop
„Die nassen Wiesen mit
wasserführenden Schichten im Untergrund waren für eine landwirtschaftliche
Nutzung noch nie rentabel“, sagt Erik Seifert. Viel besser eignet sich die
Fläche dafür, Lebensräume zu schaffen. Idealerweise als Feuchtbiotop mit rund
tausend Quadratmetern Wasserfläche, wie er findet. Deshalb hat er ein
umfassendes Konzept dazu entworfen. Vielfalt ist der Plan, und die soll später
möglichst auch dazu dienen, in kreativen Bildungsprojekten auch anderen
Menschen zu zeigen, was wichtig für Natur und Landschaft ist. Erahnen kann man es
schon, wie die Feuchtbiotoplandschaft bald aussehen wird. Drei Becken mit
Flach- und Tiefwasserzonen und einer Brutinsel für Wasservögel sind schon
herausgebaggert. Erik Seifert ist froh, dass er in einem Landwirt aus dem Nachbarort
jemanden gefunden hat, der mit viel Kenntnis und Gefühl für das Projekt mit dem
Bagger umgehen kann. Zwischen den Becken entstehen Verlandungszonen, in deren
Schilfbereiche Amphibien, Reptilien und viele andere wasserliebende Tierarten
ihren Lebensraum finden. Eine Terrassierung des Geländes wird dafür sorgen,
dass das Oberflächenwasser zurückgehalten und als Zufluss zu den Feuchtbiotopen
entsprechend gelenkt wird. Wasser in der Landschaft halten und dort verfügbar
zu machen wird in Zukunft essentiell sein, da sind sich beide Seiferts einig.
Mehr als Wasser
Weil der Untergrund der
Fläche so unterschiedlich ist, kann auf dem gesamten Gelände, das rund zwei
Hektar groß ist, auch eine große Vielfalt an Lebensräumen entstehen: Hecken-
und Gehölzstrukturen werden Vögeln und Insekten Nistplätze und Nahrung bieten. Obstbaumreihen,
extensive Grünlandflächen, Magerrasen und Lesesteinriegel werden eine große
Lebensraumvielfalt anbieten, die wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten gute
Bedingungen verschaffen. In Verbindung mit dem angrenzenden Wald können zudem
unterschiedliche klimatische Zonen entstehen, die wiederum der gesamten
pflanzlichen und tierischen Artenvielfalt zugutekommen.
Mit Freunden arbeiten
Für all das ist nicht nur ein
Bagger, sondern auch viel Muskelkraft notwendig. Erik Seifert hat deshalb im
Sommer 2023 Freunde und Bekannte zum Workcamp eingeladen. An so einem
Wochenende lässt sich da schon ziemlich viel bewegen, und klar, das ist
anstrengend. Doch Erik Seifert berichtet, dass die Begeisterung für das Projekt
und das gute Gefühl, etwas Tolles für Natur und Landschaft geleistet zu haben,
dafür gesorgt haben, dass alle mit großem Spaß an der Sache dabei waren.
Biotope bilden
Erik Seifert hat das Projekt
in einen regionalen Kontext eingeordnet und bezieht sich damit auch auf die
Handlungsfelder Wasser und Streuobst aus dem ILEK Streutalallianz. Was hier
entsteht, soll aber nicht nur der Natur nützen. Erik Seifert möchte auf dieser
Fläche kreative Bildungsarbeit anbieten. Einige Angebote für Kinder gab es
schon, und für all seine Ideen und Pläne hat er schon einmal den Verein
„Erdkinderdorf e. V.“ gegründet, der das später einmal tragen soll. „Gemeinsam
gestalten mit Herz, Hand und Verstand“, ist das Motto. „Das bestehende und das
künftige Feuchtbiotop können Beispiele sein, mit den Themen Hochwasser,
Wasserrückhalt und Gewässerschutz umzugehen. Dies spielt im Kontext des
gesamten Wasserhaushalts von Gemeinden und Gewässer abwärts liegenden
Dörfer eine wichtige Rolle“, sagt er. Deshalb freut er sich darüber, dass sich
auch der Gemeinderat über das Projekt informiert. Denn Bildungsarbeit, da ist
er sich sicher, ist ein zentraler Baustein in der weiteren Entwicklung von
Hendungen und seiner Umgebung.
Mehr über Erik Seifert hier im Porträt