Zum Inhalt springen

Wo Kräuter und Leut‘ Verbindungen schaffen

Die Kräuterleut' sind immer voller neuer Ideen
Die Kräuterleut' sind immer voller neuer Ideen
© Cornelia Müller
„Wir haben hier Kräuter und wir haben Leute, die damit in Verbindung stehen“, so einfach klingt es, wenn Cornelia Müller erzählt, warum sie seit 2019 am Projekt „Kräuter & Leut‘“ arbeitet. Die Architektin und zertifizierte Kräuterführerin baut ein Netzwerk auf, das möglichst alle, die sich in der Gegend mit Kräutern beschäftigen, verbindet. „Wir wollen die Kräuterleute und ihr Angebot sichtbar machen und ihnen die Möglichkeit geben, aktiv zu werden“, sagt sie. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen, sie hat das Konzept dazu erstellt, koordiniert alle Bausteine, organisiert Vortragsreihen zur Fortbildung und sie bringt die entsprechenden Leute zusammen.

Kompetenzen der Kräuterleute stärken
Rund 20 bis 25 Aktive sind es, die am Projekt „Kräuter &Leut‘“ mitarbeiten. Jeder und jede der Kräuterkundigen hat ein eigenes Angebot, eigene Kompetenzen und eigene Schwerpunkte. All dies soll leicht zu finden sein. Deshalb gehören zum Projekt verschiedene Bausteine, die den Kräuterleuten dabei helfen, ihr Wissen und ihre Stärken zu festigen und dies auch nach außen zu tragen. Das sind zum Beispiel interne Fortbildungen zu verschiedenen Themen, die sich mit Kräutern, mit Geologie, mit Ortsgeschichte und auch mal mit Steuer- und Rechtsfragen beschäftigen. „Wir möchten ein Gesamtpaket anbieten, in dem die Kräuterleute alles finden, was sie brauchen, um aktiv zu sein, und sie dabei begleiten und unterstützen“, sagt Cornelia Müller. Das erweitert die Kompetenzen kontinuierlich und zeugt von dem hohen Niveau, auf dem die Kräuterleute arbeiten. Von wegen Hausfrauenimage, das war gestern.

Website voller Kräuterwissen
Menschen und ihre Kompetenzen und Angebote verbinden – das geht am besten mit einem ausgeklügelten Online-Angebot. Eine Website musste her, und zwar eine, die gut aussieht, möglichst viele Verknüpfungen zulässt, und die sich kontinuierlich mit dem Wissen, das die Menschen in der Gegend haben, füllen soll. Ab Herbst 2020 ist www.kundl.online das Tor zur Kräuterwelt der Region. „Wer auf eine Kräuterfrau klickt, soll sehen, wo und wann sie ihre Veranstaltungen anbietet, wo sie ihre Produkte verkauft und wo sie ihre Kräuter sammelt“, erklärt Cornelia Müller. Beim Klick auf eine Pflanze gibt es Informationen zu ihren Inhaltsstoffen, Heilwirkungen, zu Rezepten und zur Gegend, in der sie wächst. Alles ist miteinander verlinkt und nicht nur die Kräuterleute, sondern jede und jeder kann sein Wissen darüber als Kommentar dazu einbringen. So finden einerseits Angebote und Nachfragen gezielt zueinander, andererseits ist die Website die ideale Plattform, die Besonderheiten der Region darzustellen und fundierte Informationen darüber zu sammeln und zu transportieren. Außerdem entsteht damit „ein regionaler Kräuterwissensschatz“ sagt Cornelia Müller. Sie hat noch einige andere Tools im Sinn, die künftig noch mehr Angebote und Institutionen miteinander verknüpfen können.

Mit Bildungseinrichtungen vernetzen
Denn gerade die verschiedenen Institutionen in der Region sind starke Multiplikatoren, die daran interessiert sind, ihre Programme mit den Angeboten der kundigen Kräuterleute zu verknüpfen. Deshalb baut Cornelia Müller derzeit eine Vernetzung mit den Umweltbildungseinrichtungen in der Umgebung auf. Dass das schnell und kreativ funktioniert, hat sich in der Corona-Zeit im Frühling 2020 gezeigt. Die Kräuterleute haben gemeinsam mit dem Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Waldsassen (KUBZ) „Natur-Packerl“ für Kinder entwickelt, die Videos, Informationen, kreative Anleitungen und sogar meditative Elemente zu verschieden Pflanzen und Themen enthielten. Auch für die „Gartenzwerge“ und für Schulprojekte wie die „Perlentaucher 1.0“ für Kinder der 5. und 6. Klassen, und „Perlentaucher 2.0“ für Siebt- bis Neuntklässler am KUBZ arbeitet Cornelia Müller am Konzept mit. Gemeinsam entwickeln sie Angebote, die Kräuterleute suchen sich aus, was zu ihren Kompetenzen passt und füllen dann das Thema aus. Das bringt Kinder und Jugendliche nicht nur in Berührung mit deren Wissen, sondern auch mit Akteuren und Netzwerken der Gegend.

Regionale Schaukästen aufbauen
Dass das lange noch nicht alles ist, davon bekommt man eine Ahnung, wenn man mit Cornelia Müller spricht. „Das Kräuterleben soll wieder in die Ortschaften kommen“, wünscht sie sich. Sie selbst bietet unter anderem Herbariumswanderungen an. „Dabei bestimmen wir gemeinsam die Pflanzen und besprechen das in der Runde. Ziel ist, dass sich die Leute einfach trauen, selbst Kräuter zu sammeln und zu bestimmen und dazu möchte ich ihnen das Handwerkszeug vermitteln“, sagt sie. Weil sei festgestellt hat, dass man nur dann ein Gefühl für den Rhythmus der Pflanzen bekommt, wenn man sie länger betrachtet und begleitet, kann sich Cornelia Müller Patenschaften vorstellen, bei der man für ein Jahr die Veranstaltungen einer der Kräuterleute buchen oder auch als „Eintagsfliege“ erst einmal schnuppern kann. Auch sieht sie die Website künftig als Schaukasten für regionale Produkte und sehr gerne möchte sie Marmeladen, Salben, Salze und alles, was die Kräuterleute aus den Schätzen der Natur zaubern, als festes Angebot zum Beispiel in den Gasthäusern verankern.

Grenzenlose Ideen
Vernetzen ist das Eine, doch das, was das Sichtbarmachen der regionalen Schätze auslösen kann, das Andere. „Wir leben nämlich nicht am letzten Zipfel der Welt, sondern an einem unglaublich schönen Ort“, sagt Cornelia Müller. Das Projekt hat das Zeug dazu, die Wertschätzung und den Stolz auf die Besonderheiten der Gegend zu fördern. Nicht nur bei den Kräuterakteuren, sondern bei den Menschen, die mit und in dieser grandiosen Region leben. „Kräuter kennen keine Grenzen, sagt die begnadete Netzwerkerin. Deshalb darf sich eine großräumige Umgebung auf die vielen guten Ideen freuen, die die Kräuterleute noch im Kopf haben.


Lesen Sie auch: Die Kräuterwissenvernetzerin

Weitere Empfehlungen zu diesem Thema

Vorheriges Projekt Nächstes Projekt