Tännesberg ist seit Jahrzehnten als Vorreiter bei Naturschutzmaßnahmen bestens bekannt. Von diesen Maßnahmen profitiert aber nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen vor Ort, beispielsweise durch neue Wertschöpfungsketten oder nachhaltige und regionale Produkte. Seit Oktober 2019 ist die oberpfälzische Gemeinde nun Land.belebt-Pilotprojekt. Ein Projektmanager wird sich künftig darum kümmern, die in Sachen biologische Vielfalt äußerst engagierte Marktgemeinde bei ihren ideenreichen Vorhaben zu unterstützen. Dafür wird es mitten im Ort sogar ein „Haus der Biodiversität“ geben.
Anlaufstelle mitten im Ort
Noch ist es ein ziemlich heruntergekommenes Wohnhaus am Marktplatz von Tännesberg im oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Aber für die Tännesberger ist es heute schon ein Grund zur Freude. Denn das denkmalgeschützte Gebäude wird zum „Haus der Biodiversität“ werden, eine Idee, die im Marktrat von Tännesberg 2017 bei einer Klausurtagung entstand. Dort soll eine zentrale Anlaufstelle entstehen, die die geballte Kompetenz und jahrelange Erfahrung der engagierten Gemeinde zu diesem Thema in der Region verankert. Nicht umsonst wurde Tännesberg schon 2009 zur ersten Modellgemeinde für Biodiversität in Bayern ernannt.
Projektmanager koordiniert
Doch wie das immer so ist: eine solche Einrichtung braucht jemanden, bei dem die Fäden zusammenlaufen und der die vielen guten Ideen und Projekte dieser so engagierten Biodiversitäts-Gemeinde fördert und koordiniert. Dafür wird es nun ab Januar 2020 erstmals in Bayern einen eigenen Projektmanager geben, der vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz als Land.belebt-Pilotprojekt gefördert wird. Begleitend dazu wird das Planungsbüro landimpuls, das die Gemeinde seit langen Jahren auf ihrem Weg begleitet, sein Know-how als Projektcoach einbringen. „Wir wollten Tännesberg mit seinen Biodiversitäts-Projekten nicht alleine lassen“, sagt Teresa Meyer, Sachgebietsleiterin für Land- und Dorfentwicklung am Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz. Sie betreut die Dorferneuerung in Tännesberg, und dazu gehört auch dieses Projekt.
Zentrum der Biodiversität
Der Land.belebt-Projektmanager kümmert sich um die Entwicklung und Umsetzung von Landschaftspflegemaßnahmen, steuert die Förderung der Biodiversität auf den gemeindeeigenen Flächen und wird eine intensive Öffentlichkeitsarbeit im „Haus der Biodiversität“ starten. Ende 2021 wird sich das Haus mit Leben füllen und Veranstaltungen, Workshops, Führungen, Ausstellungen und ein gut geschnürtes Informationspaket für alle Interessierten anbieten, die sich für das Thema und die beispielhafte Umsetzung in Tännesberg interessieren. „Fachleute, Familien, Schulklassen, es wird die breite Bevölkerung ansprechen, das Haus soll regionale Strahlkraft für die Förderung der Biodiversität entfalten“, wünscht sich Teresa Meyer.
Einzigartige Trägergemeinschaft
Biodiversität ist ein Begriff, der den Tännesbergern leicht von den Lippen geht. Schließlich haben sie dort schon seit über vierzig Jahren Erfahrung mit dem Thema. Die „Pioniere des Naturschutzes“, allen voran der Förster, Jäger und ehemals amtliche Naturschützer Toni Wolf haben den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt schon im Ort verankert, als sich noch kaum jemand darum Gedanken gemacht hat. „Er hat die richtigen Partner zusammengebracht“, sagt Teresa Meyer. Dank Toni Wolf gibt es in Tännesberg eine einzigartige Trägergemeinschaft aus der Marktgemeinde, dem Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz, der Wildlandstiftung und dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald. Das hat Früchte getragen: 2009 wurde Tännesberg Modellgemeinde für Biodiversität, 2013 startete das Projekt Natur.Vielfalt.Tännesberg. Seit 2018 ist der Ort Projektzentrale beim „Markplatz der Biologischen Vielfalt“ und auch bei der erfolgreichen Bewerbung zur Ökomodellregion war Tännesberg federführend. Deshalb werden die Initiativen auch ihren Sitz im neuen Haus der Biodiversität haben. „Synergien sollen entstehen“, erhofft sich Teresa Meyer.
Mehr Biodiversität – mehr Wertschöpfung
Natürlich ist dieses Engagement der Gemeinde auch im ganzen Ort sichtbar. Das Kainzbachtal wurde zu einem artenreichen Feuchtgebiet renaturiert, viele andere Flächen, auf denen die Artenvielfalt massiv gefördert wurde, folgten. Mit dem Rotvieh-Projekt gelang es nicht nur, eine alte Haustierrasse zu bewahren, sondern die Biotoppflege und Direktvermarktung mit einem Qualitätsprodukt zu verknüpfen. Landwirte bauen Urgetreide, wie Emmer, Einkorn und Dinkel an, eine Brauerei braut daraus „Zoiglbier“ und der örtliche Bäcker hat sich auf Backwaren aus den alten Getreidesorten spezialisiert. Streuobstprodukte und bunte Kartoffelsorten gibt es im Ort zu kaufen. Mit diesen Produkten, die aus den Biodiversitätsprojekten entstanden sind, gehört Tännesberg sogar zu den „100 Genussorten Bayerns“. Klar, dass auch Blühflächen den Ort vielfältiger machen, sie sind auch extra gekennzeichnet. „Danke, dass wir hier blühen dürfen“, steht auf Schildern, die darüber informieren, dass die Fläche erst spät gemäht wird. Das erhöht das Interesse und die Akzeptanz der Flächen in der Bevölkerung. Für mehr Vielfalt vor der eigenen Türe können sich Gartenbesitzer für eine „G’Artenberatung“ anmelden und jeder Haushalt erhält jährlich einen Biodiversitätskalender. Unzählige Projekte mehr wurden erfolgreich gestartet, weitere sollen folgen. So werden demnächst mehrere Quellen- und Bachabschnitte renaturiert, der Obstlehrpfad und die vielen alten Streuobstbestände gepflegt und auch ein „Haustierhof“ mit alten Nutztierrassen ist geplant.
Vielfalt ist ansteckend
Tännesberg ist ein Motor, der das Thema Biodiversität mit Herzblut und einem enormen Bürgerengagement in der gesamten Region vorantreibt. Bürgermeister Max Völkl, dem Marktrat und den „Tännesberger Pionieren des Naturschutzes“ ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, ihre Mitbürger mit ihren Ideen nicht nur zu begeistern, sondern auch mitzureißen. Dieses Netzwerk steckt voller Energie, das nicht nur das Land belebt, sondern die Lebensqualität und die Vielfalt in Tännesberg in jeder Hinsicht nachhaltig fördert.
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Kontakt
Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz
Teresa Meyer
Sachgebietsleiterin Land- und Dorfentwicklung
Falkenberger Straße 4
95643 Tirschenreuth
Telefon +49 9631 7920-550
teresa.meyer@ale-opf.bayern.de
www.landentwicklung.bayern.de
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