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A.ckerwert wird größer

Nachhaltiges Verpachten ab 2023 in Kooperation mit zwei Landschaftspflegeverbänden

Im Rahmen von A.ckerwert berät Peter Riegg vom LPV Eichstätt die Flächeneigentümer und Landwirte
Flächeneigentümer und Landwirte beraten, was möglich ist
© LPV Eichstätt
Was hier funktioniert, geht auch anderswo
„Nachhaltig verpachten“, das ist für A.ckerwert kein überstrapazierter Begriff für eine Geschäftsbeziehung zwischen Landwirten und Verpächtern. Vielmehr geht es um die Beratung von Eigentümerinnen und Eigentümern landwirtschaftlicher Flächen. Und zwar dabei, ihre Pachtverträge so zu gestalten, dass ihre Äcker und Wiesen nachhaltig und naturverträglich bewirtschaftet werden. In gutem Einvernehmen mit denjenigen, die die Fläche nutzen. In drei niederbayerischen Landkreisen Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn ist das Projekt sehr erfolgreich angelaufen. Doch jetzt wird es spannend. Ist das Modell, das Lioba Degenfelder 2020 dort entwickelt hat, auch auf andere Regionen übertragbar? Genau das erproben nun Charlotte Pohse vom Landschaftspflegeverband (LPV) Main-Spessart und Peter Riegg vom LPV Eichstätt seit Anfang 2023.

Darum in Main-Spessart…
Da wäre zunächst einmal der unterfränkische Landkreis Main-Spessart: Aus der Realteilung heraus seit Jahrhunderten kleinparzelliert, strukturreich, mit Steilhang, mit Ungunstlagen, die teilweise auch nicht oder nur schlecht mähbar sind, mit nährstoffarmen Böden auf Buntsandstein. Einerseits. Auf der anderen Seite gibt es aber auch intensiv agrarisch genutzte Bereiche in der Mainebene, die durchaus mehr Struktur vertragen könnten. „Das Problem hier ist aber eher, dass die Bewirtschaftung aufgegeben wird, dass Rodungsinseln verbuschen und dass damit Lebensräume verloren gehen“, fasst Charlotte Pohse, die Projektleiterin für das A.ckerwert-Projekt beim LPV Main-Spessart zusammen. Flächen in der Nutzung zu halten, das ist hier das wichtige Thema, und dafür ist ja mehr nötig als ein passendes Förderprogramm. A.ckerwert setzt viel umfassender an. Davon wird gleich noch die Rede sein.

…und deshalb in Eichstätt
„Der oberbayerische Landkreis Eichstätt ist sehr vielfältig“, sagt Peter Riegg, der das A.ckerwertprojekt beim dortigen LPV steuert, „und er hat eine große Bandbreite an Flächennutzungen.“ Zum einen landwirtschaftlich intensiv genutzte Bereiche mit guten, ertragreichen Böden. Zum anderen das Altmühljura mit seinen artenreichen Kalkmagerrasen und strukturreichen Acker- und Wiesenstandorten. „Wir finden die geeigneten Maßnahmen für jeden Bereich“, sagt Peter Riegg, „machen also keine überkandidelten Vorschläge, sondern suchen praxisorientiert nach guten Lösungen für die Fläche und für diejenigen, die die Fläche bewirtschaften.“ Das kann ein Erosionsschutzstreifen sein, eine Streuobstwiese, oder eine von vielen anderen Möglichkeiten.

LPVs kennen beide Seiten. Und verstehen sie.
Das ist auch der Grund, warum die Landschaftspflegeverbände die perfekten Partner für A.ckerwert sind. Sie denken in Vernetzungen und darin, Naturverträglichkeit mit landwirtschaftlicher Nutzung zu verbinden. „Wir kennen die Landwirtinnen und Landwirte und verstehen sie. Wir schauen genau hin, was zu ihren Betriebsabläufen und ihrer Maschinenausstattung passt, und wir versuchen, die Belange aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen“, berichten die beiden Projektverantwortlichen. Nicht zuletzt kennen sie den ganzen Strauß an Fördermöglichkeiten und wissen, was wo möglich ist. Bestens vernetzt holen sie bei Bedarf den Naturschutz, die Wildlebensraumberatung oder eben genau die Fachleute dazu, die sie für die passende Lösung brauchen.

Wenn Lebenswelten aufeinandertreffen. Dann kommt A.ckerwert ins Spiel.
A.ckerwert passt also gut zum Tagesgeschäft der LPVs. Doch was ist dann das Besondere, der umfassende Ansatz daran? „Flächeneigentümerinnen und -eigentümer haben einen Hebel in der Hand, mit dem sie Strukturen verändern können. Doch viele wissen nicht einmal, wo ihre Flächen liegen. Welche Möglichkeiten sie haben“, erklärt Charlotte Pohse, „und A.ckerwert schließt eine Lücke und ist die Stelle, an die sich Flächenbesitzerinnen und -besitzer wenden können.“ Hier finden sich also „zwei Echoblasen“ zusammen: Verpächterinnen und Verpächter, die oftmals naturgemäß eher wenig über Ackerbau oder Naturschutz wissen aus der einen Blase. Aus der anderen die Landwirtinnen und Landwirte, die die Flächen pachten und bewirtschaften. Und dies mit langfristiger und wirtschaftlicher Perspektive tun wollen und müssen. „Lebenswelten zusammenbringen“, nennt es Peter Riegg. Durch die Auseinandersetzung mit den Themen entsteht eine engere soziale Bindung an die eigene Fläche, aber auch in der Beziehung zwischen Verpächtern und Pächtern.

Entgegenkommen von beiden Seiten
Bei A.ckerwert geht es aber nicht darum, den Pachtzins zu maximieren, sondern darum, nachhaltige Gesichtspunkte in den Pachtvereinbarungen zu betonen. Die Maßnahmen, die bei A.ckerwert mit beiden Seiten erarbeitet werden, stärken die ökologische Wirkung. Bodenfruchtbarkeit, Humusaufbau, Erosionsschutz, „das ist ein Werterhalt agrarökologischer Grundlagen“, sagt Charlotte Pohse. „Im ersten Schritt schauen wir uns an, was möglich ist, im nächsten stimmen wir das mit dem Bewirtschafter und seinen Möglichkeiten ab“, erklärt sie, „A.ckerwert ist ein Kommunikationsprojekt.“ Derzeit gibt es einen Generationenwechsel, der andere Sichtweisen hervorbringt, hat sie beobachtet. Diesen Prozess, der in der Gesellschaft sowieso schon im Gang ist, sinnvoll und fachlich fundiert zu moderieren und für alle die beste Lösung zu finden, der gibt dem Projekt eine starke soziale Komponente. Übrigens ist diese Leistung für alle kostenlos.

Mit A.ckerwert die landwirtschaftliche Nutzung sichern
Für die beiden Landschaftspflegeverbände ist A.ckerwert zwar nur ein Baustein unter mehreren, aber einer „der Gold wert ist“, wie die Projektpartner sagen. „Wir kommen mit Flächeneigentümerinnen und -eigentümern ins Gespräch, die wir vorher noch gar nicht auf dem Radar hatten,“ berichtet Peter Riegg. Doch A.ckerwert ist keine Flächenvermittlung, darauf legen alle im Projekt großen Wert. Sondern ein Angebot, den Dialog zu moderieren zwischen denjenigen, die eine Fläche verpachten und denjenigen, die sie bewirtschaften. Kritikern, die fürchten, dass damit wertvolle Flächen für die Nahrungsmittelproduktion wegfallen, begegnen sie mit dem Argument, dass es nicht darum geht, Flächen grundsätzlich aus der Nutzung zu nehmen. Vielmehr darum, die Bewirtschaftung - in Absprache mit den Landwirten - nachhaltiger zu gestalten. Gerade in Main-Spessart kann das Projekt sogar dazu beitragen, Flächen überhaupt in der Nutzung zu halten und geeignete Bewirtschafter dafür zu finden

Eine gute Beziehung
Um diese gute Idee auch weiterzuverbreiten, ist A.ckerwert, ob in Niederbayern, Oberbayern oder Unterfranken auf allen Kommunikationskanälen aktiv. Social Media, Website, Mailverteiler, Gemeindeblätter, Infostände bei Veranstaltungen – Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs von A.ckerwert. Das trägt das Projekt nicht nur in eine breitere Öffentlichkeit, sondern macht sichtbar, dass sich Landschaftspflegeverbände und A.ckerwert ideal ergänzen. Oder wie es Lioba Degenfelder, Charlotte Pohse und Peter Riegg ausdrücken: It’s a perfect match.

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